Deutschlandticket Sozial: Günstigere NRW-Variante berechtigt zu bundesweiten Fahrten
NRW - Das Deutschlandticket wird mit dem bevorstehenden Start einer vergünstigten Variante für Geringverdiener in Nordrhein-Westfalen weiteren Zulauf erhalten.
Davon gehen zumindest die vier großen Nahverkehrsverbünde des bevölkerungsreichsten Bundeslandes aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Das in NRW angekündigte Deutschlandticket Sozial kostet 39 statt 49 Euro im Monat. Es berechtigt für bundesweite Fahrten im Nah- und Regionalverkehr und ist wie das Deutschlandticket im Abo erhältlich.
Nach Einschätzung des NRW-Verkehrsministeriums haben landesweit etwa drei Millionen Menschen auf das neue Sozialticket Anspruch. Ministerium und Verkehrsverbünde erwarten aber keinen Zuwachs in einem solchen Umfang.
Es dürfte neben neuen Deutschlandticket-Nutzern auch etliche Wechselbewegungen hin zu der günstigeren Variante geben.
Start beim VRR am 1. Dezember
Das Deutschlandticket Sozial startet im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum 1. Dezember. So teilten die Wuppertaler Stadtwerke mit, dass das Ticket bereits jetzt in der eigenen App bestellt werden könne.
Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) ist der 1. Januar der Starttermin. Im Verkehrsverbund Westfalentarif startet nur ein Teil der Verkehrsbetriebe zum 1. Dezember. Die anderen folgten, sobald Beschlüsse der Kommunalebene vorlägen, erklärte eine Sprecherin.
Der VRR beobachtete bereits zum Start des Deutschlandtickets am 1. Mai zahlreiche Wechsel: Die Zahl der Fahrgäste mit einem regional gültigen Sozialticket halbierte sich fast auf etwa 60.000 im Durchschnitt bis zum Monat August, teilte der VRR mit. Vermutlich seien viele Nutzer in das Deutschlandticket gewechselt, die nun zum Deutschlandticket Sozial wechseln könnten. Einige neue Nutzer kämen noch hinzu. Das bisherige Sozialticket werde weiter angeboten.
Auch der AVV und Verkehrsverbund Westfalentarif gehen von zahlreichen Wechselbewegungen aus den regionalen Sozialtickets in das neue Deutschlandticket Sozial aus. Der VRS listet auf: Zum Bezug berechtigt sind Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld, Sozialhilfe, Wohngeld, Regelleistungen nach dem Asylbewerbergesetz sowie von Leistungen der Kriegsopferfürsorge.
Nutzerzahlen steigen weiter
Die Nahverkehrsverbünde berichten ein halbes Jahr nach dem Start des Deutschlandtickets von ohnehin weiter steigenden Nutzerzahlen. Es sei monatlich ein stetiger Anstieg zu verzeichnen, erklärte ein AVV-Sprecher.
Vor allem durch das Deutschlandticket Schule habe es einen enormen Anstieg gegeben. Die Tendenz sei weiter steigend, hieß es beim VRS. Westfalentarif berichtete von leichten Anstiegen. Derzeit sei das Wachstum abgeschwächt, erklärte der VRR. Möglicherweise komme es zu einer Kaufzurückhaltung aufgrund der Diskussion über die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets.
Im VRR mit seinen vielen Großstädten hatte das Deutschlandticket Schule bereits im ersten Monat einen hohen Anteil. Mit Stand August zählte der VRR 761.000 Deutschlandtickets, gefolgt von 367.000 Deutschlandtickets Schule, rund 80.000 Deutschlandtickets Job und 24.000 Upgrades für Semestertickets.
Erhöhungen für andere Tarife
Zwei der vier Nahverkehrsverbünde haben kräftige Preiserhöhungen zum Jahreswechsel angekündigt, von denen das Deutschlandticket aber nicht betroffen ist.
Die Preise für VRR-Tickets steigen um durchschnittlich 9,4 Prozent. Beim VRS werden die Tarife um durchschnittlich 10,4 Prozent teurer. Beim AVV ist eine Preiserhöhung um 8,5 Prozent im Gespräch, über die im November entschieden werden soll. Westfalentarif hob die Preise zum dort üblichen Stichtag 1. August um 3,65 Prozent an.
Der VRR ging bei der Bekanntgabe der Preiserhöhung davon aus, dass bis 2024 der Anteil der Fahrgäste mit Deutschlandticket auf rund 80 Prozent steigen wird. Derzeit macht er keine Prognose, ebenso der VRS.
Momentan betrage der Umsatzanteil des Deutschlandtickets etwa 44 Prozent mit steigender Tendenz. Westfalentarif erklärte, Stand Juli erfolgten ein Viertel der Fahrten mit dem Deutschlandticket.
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa