Amsterdam hat mehr als Rotlichtviertel zu bieten: Buntes Treiben, wo einst Sümpfe waren
Amsterdam - "Komm, wir fahren nach Amsterdam": Die Hauptstadt der Niederlande, die zwei Meter unter dem Meeresspiegel liegt, weiß zu begeistern - mit ihrer quirligen Lebhaftigkeit, der überbordenden Kultur, der historischen Architektur und den romantischen Grachten. Nicht umsonst gilt Amsterdam als "Venedig des Nordens". Also steigt ein und erkundet die Stadt zu Lande und zu Wasser.
Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist dabei sehr lang. An jeder Ecke wartet quasi das nächste schöne Fotomotiv, lädt ein niedliches Straßencafé zum Verweilen oder ein Kunstschatz zur Entdeckung ein. Und überall schwingt die Vergangenheit mit.
Denn dort, wo heute das Leben tobt, war lange Zeit nichts, außer Sümpfe und Moore. Erst im 13. Jahrhundert wurde im Fluss Amstel ein Damm errichtet, an dem ein kleines Fischerdorf namens Amstelredam entstand.
Der Rest ist Geschichte. Das kleine Dorf wuchs und wuchs. Immer neue Wälle mussten errichtet und Kanäle gegraben werden.
Im goldenen 17. Jahrhundert wurde schließlich der berühmte Grachtengürtel mit seinen markanten Häusern entlang der Kanäle angelegt, der heute noch maßgeblich das Stadtbild prägt und zu einem ausgiebigen Spaziergang entlang der Grachten oder einer Schiffstour über die Kanäle einlädt.
Die Häuser in Amsterdam sind recht schmal
Was dabei auffällt: Viele Häuser sind ganz schön schmal. Warum? Früher wurde die Steuer anhand der Fassadenbreite berechnet. Und so misst das schmalste Haus der Stadt auch gerade mal einen Meter.
Dass die Häuschen dazu häufig noch schief sind, das hängt wiederum mit der Bauweise zusammen. Denn Amsterdam ist auf Pfählen errichtet. Verrotten die in den sandigen Boden getriebenen Holzpfosten, rutschen die Häuser ab.
So wurde der riesige Hauptbahnhof Centraal Station, an dem immer chaotischer Trubel herrscht, auf etwa 9000 Pfählen errichtet, der Königspalast sogar auf mehr als 13.000.
Letzterer wurde im 17. Jahrhundert zunächst als Rathaus am zentralen Platz "Dam" errichtet, ehe das klassizistische Gebäude dann ab 1939 vom niederländischen Königshaus zu Repräsentationszwecken genutzt wurde.
In direkter Nachbarschaft zum Königspalast befindet sich zudem die 1409 geweihte Nieuwe Kerk ("Neue Kirche"), die Krönungskirche und zweitälteste Kirche der Stadt. Älter ist nur die Oude Kerk. 1306 geweiht, ist die "Alte Kirche", die sich im Rotlichtviertel de Wallen befindet, sogar das älteste Gebäude Amsterdams - und schon deshalb einen Besuch wert.
Wer schließlich die Museen der Metropole erkunden möchte, hat die Qual der Wahl. Findet sich in Amsterdam doch die höchste Museumsdichte weltweit. Zu den meistbesuchten gehören das Van Gogh Museum, das Anne Frank Huis und das Rijksmuseum - bereits von außen ein Highlight - mit mehr als 5000 Gemälden.
Und so ließe sich die Liste endlos weiterführen, aber keinesfalls abhaken. Deshalb sollte man sich in dieser dynamischen Stadt einfach treiben lassen und die Atmosphäre aufsaugen ...
In Amsterdam kann man durch ein Welterbe schippern
Das Amsterdamer Kanalnetz umfasst eine Länge von etwa 80 Kilometern, verteilt auf 165 Kanäle, über die 1281 Brücken führen. Damit übertrumpft das "Venedig des Nordens" sogar das Original.
So kommt Venedig nur auf etwa 40 Kilometer Kanallänge und hat nur 398 Brücken. Kein Wunder also, dass der Grachtengürtel Amsterdams 2010 sogar in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Die wichtigsten Kanäle sind die vier Hauptgrachten Singel, Heren-, Keizers- und Prinsengracht. Als schönste gilt jedoch die Brouwersgracht.
Besonders in Szene gesetzt werden die Grachten zum alljährlichen Lichterfest (1. Dezember 2022 bis 22. Januar 2023). Dann zeigen Lichtkünstler aus aller Welt, was sie draufhaben. Grachtenfahrten sind in diesem Zeitraum sehr begehrt und sollten unbedingt vorab gebucht werden.
Ein zweites wichtiges Datum ist zudem der Königstag am 27. April.
Dann verwandelt sich die Prinsengracht in eine Party-Hochburg mit zahllosen Partybooten auf dem Wasser. Da kommt es schnell mal zum Stau!
Lieber mit Rad oder mit Metro in Amsterdam von A nach B fahren?
Amsterdam ist Fahrrad-Hauptstadt. Hier gibt es mehr Drahtesel als Einwohner.
Authentisch und vor allem schnell geht es deshalb auf Fährrädern durch die City, die überall für kleines Geld (ab 5 Euro/Tag) ausgeliehen werden können.
Auch mit Bus, Straßenbahn und Metro ist man flexibel unterwegs. Ein Tagesticket für alle GBV-Verkehrsmittel kostet 17 Euro (2 Tage: 22,50 Euro!).
Spartipp: Wer mit Auto anreist und außerhalb der Stadt nächtigt, sollte das günstige P+R-System nutzen. Parken kostet dann 1 Euro am Tag, die Ein- und Ausfahrt (je eine Stunde gültig) mit den Öffis ab 5,50 Euro (für 1-2 Personen).
Aber vorab die Gültigkeitsregeln genau studieren!
Nach Amsterdam kommen und dort übernachten
Mit dem Auto erreicht man Amsterdam (etwa von Dresden aus in rund 7,5 Stunden) ganz einfach. Schneller geht es mit dem Flugzeug.
KLM fliegt ab 109 Euro (Hin und zurück) von mehreren deutschen Flughäfen (bspw. Dresden, Hamburg, München, Stuttgart, Berlin und weiter) direkt die niederländische Hauptstadt an. Flugdauer: circa eine bis anderthalb Stunden.
Es lohnt sich auch, Zugverbindungen der Deutschen Bahn zu prüfen. Regelmäßig fahren IC- und ICE-Züge über die Grenze. Das geht schnell und kostet meist weniger als ein Flug.
Wer in der Stadt übernachten möchte, muss mit Preisen ab 150 Euro, eher ab 200 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer rechnen. Günstiger schläft man in der Nähe des Flughafens, in Hostels oder außerhalb der Stadt.
Einen ganz besonderen Aufenthalt versprechen Übernachtungen auf einem Hausboot (ab 120 Euro/Nacht) auf einer der unzähligen Grachten in Amsterdam.
Titelfoto: IMAGO/olgacov