Wachsende "Reichsbürger"-Szene: Südwesten baut Justiz-Personal aus!

Stuttgart - Vor allem wegen der steigenden Zahl von Verfahren gegen mutmaßliche Mitglieder der "Reichsbürger"-Szene stockt das Land sein Justizpersonal auf und stärkt die Gerichte.

Der 62 Jahre alte mutmaßliche "Reichsbürger" soll Anfang 2022 absichtlich einen Polizisten angefahren haben. Nun wurde er zu 10 Jahren Haft verurteilt.
Der 62 Jahre alte mutmaßliche "Reichsbürger" soll Anfang 2022 absichtlich einen Polizisten angefahren haben. Nun wurde er zu 10 Jahren Haft verurteilt.  © Bernd Weißbrod/dpa/Pool/dpa

Mit dem Doppelhaushalt 2023/2024 seien fünf zusätzliche Richterstellen für das Oberlandesgericht Stuttgart geschaffen worden, sagte die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges (51, CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Diese würden nun besetzt und ein zusätzlicher Staatsschutzsenat eingerichtet.

Am OLG Stuttgart beginnt am Mittwoch (10 Uhr) der Prozess gegen einen "Reichsbürger", der vor einem Jahr in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) auf Polizisten geschossen haben soll. Dem Mann wird mehrfacher versuchter Mord zur Last gelegt.

Er hatte der Anklage zufolge bei einem Polizeieinsatz in seinem Haus zahlreiche Schüsse mit einem Schnellfeuergewehr abgegeben und zwei Beamte verletzt.

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Erst vor etwas mehr als einer Woche war in Stuttgart bereits ein mutmaßlicher "Reichsbürger" wegen versuchten Mordes vom OLG zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Der 62-Jährige soll im südbadischen Efringen-Kirchen absichtlich einen Polizisten angefahren und schwer verletzt haben.

Marion Gentges: "Eine reale Gefahr für unseren Staat"

"Von der Reichsbürgerszene geht eine reale Gefahr für unseren Staat aus - was nicht erst das schreckliche Ereignis im vergangenen Frühjahr in Boxberg gezeigt hat", sagte die CDU-Ministerin.

Auch ihr Parteikollege, Innenminister Thomas Strobl (63, CDU), warnt deutlich vor den Risiken: "Eine gefestigte, über Jahre gewachsene Ideologie im Zusammenspiel mit einem als existenziell wahrgenommenen staatlichen Eingriff stellt ein erhöhtes Risiko für eine gewaltsame Eskalation dar", sagte er.

Weil sie oftmals jahrelang Pflichten gegenüber dem Staat vernachlässigten, greife dieser irgendwann zwingend in das Leben von "Reichsbürgern" ein, sei es durch Pfändungen, Zwangsräumungen oder Waffenentzug.

Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa/Pool/dpa

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