Sprengstoff privat hergestellt? Razzia bei mutmaßlichem Reichsbürger in Sachsen
Lauta - SEK-Einsatz bei einem "Reichsbürger" (62) im sächsischen Lauta (Landkreis Bautzen): Knapp 100 Polizisten, Zoll und Sprengstoffexperten stürmten am heutigen Dienstag um 4 Uhr das Wohnhaus des Deutschen, wegen des Verdachts der Herstellung von Sprengstoff. Es war bereits der zweite Razzia-Einsatz bei Ralf L. innerhalb von acht Monaten.
Gewaltsam brachen die Beamten die Tür auf und verschafften sich so Zutritt zu dem Haus an der Straße Am Ring in Lauta. Vier Besucher (drei Frauen, ein Mann) durften ziehen.
Ralf L. wurden vorsorglich Handschellen angelegt - hatte er bei der letzten Razzia doch mit einer Schießerei und mit einer Axt gedroht.
Sofort begannen die Ermittler mit den Durchsuchungen. Dabei kamen auch Sprengstoffspürhunde zum Einsatz. "Es wurden Ausgangsmittel für Sprengstoffe gefunden", so Polizeisprecher Marcel Malchow (31).
Im Klartext: Die Ermittler entdeckten unterschiedliche Chemikalien. Fertige Sprengsätze - wie bei der Razzia im August - fanden sie nicht.
Polizisten vollstreckten Haftbefehl
Die Feuerwehr musste dennoch alarmiert werden, weil ein im Haus gefundener Umschlag mit einer unbekannten Substanz Rätsel aufgab. "Es handelte sich offenbar nicht um einen gefährlichen Stoff", so der Polizeisprecher.
Gegen Mittag war die Durchsuchung beendet. Ralf L. wurde in die JVA gebracht. Grund war jedoch ein von einer Gerichtsvollzieherin beim Amtsgericht Hoyerswerda erwirkter Haftbefehl in einem Zivilprozess. "Die Polizei leistete hier Amtshilfe", so Malchow.
Bei der Razzia im vergangenen August hatten die Beamten neben drei Rohrbomben auch 13 Cannabis-Pflanzen sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte damals keine Haftgründe gesehen und Ralf L. deshalb schnell wieder auf freien Fuß gesetzt.
Erstmeldung von 14.46 Uhr, aktualisiert um 15.58 Uhr.
Titelfoto: xcitepress