"Reichsbürger"-Prozess: Angeklagter beschreibt Hang zur Krisenvorsorge

Stuttgart - Im Terror-Prozess gegen die mutmaßliche Verschwörergruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hat einer der Angeklagten seinen ausgeprägten Hang zur Krisenvorsorge dargestellt.

Das Oberlandesgericht verhandelt gegen neun Angeklagte aus der mutmaßlichen "Reichsbürger"-Szene.
Das Oberlandesgericht verhandelt gegen neun Angeklagte aus der mutmaßlichen "Reichsbürger"-Szene.  © Bernd Weißbrod/dpa-Pool/dpa

Bereits sein Vater, ein Kriegsveteran, habe stets "Extremvorsorge" betrieben und einst etwa ein Angebot eingeholt für einen kleinen Atomschutzbunker im Garten, berichtete der 55-Jährige am Montag vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart.

Das habe der Vater an seine Schwester und ihn weitergegeben, so habe ihn das Thema Stromausfälle sehr beschäftigt.

"Bei solchen Szenarien kriege ich ein mulmiges Gefühl."

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Der Ingenieur ist der erste der Angeklagten, der sich zu den Vorwürfen äußert. Er soll die IT-Infrastruktur für die Gruppe geplant und aufgebaut haben.

Der Angeklagte stellte sich am Montag als PC-affiner Mensch dar, der sich für "digitale Souveränität" und gegen "Überwachungskapitalismus" durch große Tech-Firmen eingesetzt habe. Er habe geplant, Menschen in seiner Heimat über eine Dorfcafé-Plattform zu vernetzen.

Auf Nachfrage eines Anwalts bezeichnete er seine politische Haltung am Montag als links-grün.

Die Angeklagten sollen mutmaßlich einen Umsturz in Deutschland geplant haben.
Die Angeklagten sollen mutmaßlich einen Umsturz in Deutschland geplant haben.  © Bernd Weißbrod/dpa-Pool/dpa

Angeklagter distanziert sich von "Reichsbürger"-Szene

Der Ingenieur hat sich deutlich von den Verschwörungstheorien der "Reichsbürger" distanziert.

Man habe ihn damals kontaktiert, weil mehrere Leute Heimatschutzkräfte aufbauen wollten für den Fall eines Systemzusammenbruchs und man dafür einen ITler gebraucht hätten, sagte der 55-jährige Ingenieur.

Aber mit den Narrativen rund um einen angeblichen "Tag X" oder eine internationale politische "Allianz" habe er nichts zu tun gehabt. Er höre bei sowas lediglich gerne lange zu, "auch wenn es für viele andere daneben klingt."

Bei einem frühen Treffen mit einer Verbindungsperson zu der Gruppe um Reuß sei ihm dann eine Verschwiegenheitserklärung vorgelegt worden im Zusammenhang mit der "Reaktivierung Deutschlands" - mit der Androhung der Todesstrafe bei Zuwiderhandlung.

Der Angeklagte berichtete, dass er diese nicht ernst genommen habe. "Da musste ich lachen." Gerade deshalb habe er sie unterschrieben. Ihm habe die Erklärung nichts bedeutet, so der 55-Jährige - und er habe sich gedacht: "Wenn sie mich umbringen, dann haben sie halt auch keine IT."

Im Laufe der Verhandlungen werden insgesamt 26 Angeklagte vorgeführt.
Im Laufe der Verhandlungen werden insgesamt 26 Angeklagte vorgeführt.  © Bernd Weißbrod/dpa-Pool/dpa

Der Prozess in Stuttgart ist der erste von drei Mammutprozessen gegen die Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Die insgesamt 26 Angeklagten sollen einen gewaltsamen Umsturz der Bundesregierung geplant haben.

Erstmeldung: 11.49 Uhr, aktualisiert um 13.30 Uhr.

Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa-Pool/dpa

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