Reichsbürger-Ausweise, Messer und diverse Schusswaffen bei Polizei-Aktion entdeckt
Kassel - Die Polizei ging mit einer groß angelegten Aktion gegen einen mutmaßlichen Waffen- und Drogenhändler im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis bei Kassel vor.
Vorangegangen war der Fund einer scharfen Pistole mit Schalldämpfer in einem Rauschgiftverfahren im Frühjahr 2020, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag gemeinsam mitteilte.
Hieraus ergaben sich demnach umfangreiche Ermittlungen, in deren Zentrum ein 34 Jahre alter Mann aus dem Schwalm-Eder-Kreis stand. Dieser sei schon früher mit der sogenannten "Reichsbürger"-Szene in Kontakt gebracht worden.
Die dieser Szene zugehörigen Personen leugnen die Existenz der Bundesrepublik Deutschland und behaupten, das Deutsche Reiche existiere weiter. Viele "Reichsbürger" stehen dem Rechtsextremismus nahe.
Die groß angelegte Polizei-Aktion gegen den 34-jährigen mutmaßlichen Waffen- und Drogenhändler am Mittwoch vergangener Woche richtete sich auch gegen einen 29-Jährigen sowie gegen einen 53-jährigen Mann.
Die Polizei stieß dabei im Schwalm-Eder-Kreis auf "über 20 Waffen, von scharfen Schusswaffen über Schreckschuss- und Dekorationswaffen bis hin zu Messern, Dolchen und Waffenzubehör", wie ein Sprecher erklärte.
Reichsbürger-Ausweise und Maschinengewehr sichergestellt
Zudem seien zwei sogenannte "Reichsbürger-Ausweise" sichergestellt worden.
Da Reichsbürger die Existenz der Bundesrepublik leugnen, erkennen sie oft auch die Ausweisdokumente der BRD nicht an. Stattdessen benutzen sie fiktive Ausweise eines angeblich fortbestehenden Deutschen Reichs.
Der 34-jährige Hauptverdächtige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Der 29-Jährige sowie der 53-Jährige wurden nur vorübergehend festgenommen und dann wieder entlassen.
Die Ermittlungen gegen alle drei Männer dauern an. Dabei werde auch geprüft, ob eventuell ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorliegt. Bei den Durchsuchungen sei ein historisches Maschinengewehr (MG 42) sichergestellt worden.
Es werde noch geprüft, ob die Wehrmachts-Waffe in einen "schussfähigen Zustand hätte versetzt werden können".
Devotionalien-Zimmer mit Exponaten aus der Zeit des Nationalsozialismus
Bei der Durchsuchung des Hauses des 53-jährigen Verdächtigen sei zudem ein Devotionalien-Zimmer entdeckt worden.
Darin seien Exponate aus unterschiedlichen Epochen der deutschen Geschichte versammelt gewesen, auch aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Polizei und Staatsanwaltschaft betonten, dass die bisherigen Ermittlungen nur Hinweise darauf ergeben hätten, dass mit den gefunden Waffen Handel getrieben werden sollte. Anhaltspunkte, dass die Verdächtigen mit den Schusswaffen einen Anschlag verüben wollten, gebe es bisher keine.
Im Juni 2019 war der CDU-Politiker Walter Lübcke, der damalige Regierungspräsident von Kassel, von dem Rechtsextremisten Stephan Ernst mit einem Kopfschuss ermordet worden.
Ende Januar wurde Ernst vom Oberlandesgericht Frankfurt deshalb verurteilt.
Titelfoto: Polizeipräsidium Nordhessen