Pegida in Dresdner Altstadt: Mehr als 500 Polizisten sichern Demos, lösen Sitzblockade auf
Von Jakob Anders, Eric Hofmann
Dresden - Einen Tag nach dem AfD-Sieg bei der OB-Wahl in Pirna versammelten sich am Montagabend etwas mehr als 1000 Demonstranten auf dem Schloßplatz: Sie waren dem gemeinsamen Aufruf der rechtsesxtremistischen Pegida und des sogenannten Montagsprotestes gefolgt.
Als Hauptredner war der Chef er sächsischen AfD, mittlerweile auch vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsetxremistisch eingeschätzt, Jörg Urban (59) zu Gast. Das rief insgesamt rund 800 Gegendemonstranten und ein Großaufgebot der Polizei auf den Plan.
Auf der Treppe zur Brühlschen Terrasse hatte sich die Kundgebung von "Herz statt Hetze" schon vor Pegida eingefunden, unter ihnen auch der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (52, FDP). Er wolle in der besinnlichen Vorweihnachtszeit keine rechte Propaganda, stellte das Stadtoberhaupt am Rande der Gegendemo klar.
Neben Herz statt Hetze hatte auch "Hope - Fight racism" einen Protestzug vom Alaunpark aus angezeigt, wollte ursprünglich über die Augustusbrücke ebenfalls zum Schloßplatz. Die Demonstranten durften aber nur nur bis zum Neustädter Markt, dort dann den Pegida-Demozug begleiten.
Auf dieser Versammlung war der Oberbürgermeister jedoch unerwünscht, das Bündnis machte ihn in einem Statement mit verantwortlich für die rechtsextremen Auswüchse in Dresden.
Kritik am Rathaus kam auch von "Herz statt Hetze": "Dass die Demo auch an der Synagoge vorbeizieht, ist unterirdisch", so Sprecherin Rita Kunert (61).
Dresdner Politiker betrachten AfD-Wahl in Pirna mit Sorge
Aus Dresdner Parteien wiederum zeigte sich Sorge: "Es gilt dagegen zu kämpfen, dass es normal wird, dass eine rechtsextreme Partei in Sachsen wichtige öffentliche Ämter ausübt", so der Grünen-Abgeordnete Thomas Löser (51).
SPD-Stadtrat Stefan Engel (31) wünschte sich ein "klares Zeichen gegen Hass und Hetze".
Die Lautstärke konnte man dem Protest nicht absprechen, doch Pegida hatte diesmal bessere Technik dabei, war deshalb trotzdem im eigenen Publikum zu verstehen. Große Auftaktreden sparten sich Wolfgang Taufkirch und Lutz Bachmann (50) allerdings, kurz nach Auftakt zog die Demo dann über die Augustusbrücke, wurde ab dem Neustädter Markt jedoch wieder von Protest begleitet.
Gegen 19.30 Uhr querten die Demonstranten gerade die Carolabrücke, als sich auf der anderen Seite in der Nähe der Synagoge eine Gruppe Gegendemonstranten auf die Straße setzte, ein Banner entrollte. Waren es zu Beginn nur knappe 20 Blockierer, die die Aktion auch als Spontanversammlung anzeigten, bildete sich schnell noch eine zweite Sitzblockaden, teilweise waren mehr als hundert Gegendemonstranten auf der Straße.
Für Pegida erst mal kein Durchkommen mehr: Nach rund 20 Minuten gab die Polizei den Demonstranten die Anweisung, die rechte Fahrbahn freizumachen. Als das nicht geschah, wurde die Blockade geräumt. Die Demonstration konnte nun über Steinstraße und Terrassenufer wieder zum Schloßplatz laufen.
509 Polizisten im Einsatz, das ist die Bilanz
Dort hielt nun Jörg Urban seine Rede, schimpfte dabei zum Großteil auf Migranten. Dabei bemühte er auch wieder die Verschwörungstheorie, dass es einen Bevölkerungsaustausch gebe, verglich Deutschland mit dem unterdrückten Tibet und behauptete in den Redaktionsstuben säßen Freheitsfeinde, die die deutsche Kultur rauben wöllten. Zudem meinte er, ohne die CDU hätte es keinen Krieg in der Ukraine gegeben.
Gegen 21.07 Uhr wurde die Versammlung beendet, die nächste Pegida für den 29. Januar angekündigt.
Insgesamt 509 Polizisten sicherten die Demos ab: Sie fertigten mehrere Anzeigen wegen Vermummung im Gegenprotest, gegen einen Pegida-Teilnehmer (48), der einen Gegner (20) beleidigte und verletzte und gegen Unbekannt, da es zu zwei Flaschenwürfen in Richtung Pegida gekommen sein soll.
Erstmeldung vom 18. Dezember, 21.07 Uhr, aktualisiert am 19. Dezember, 5.40 Uhr.
Titelfoto: Fotomontage: xcitepress/Finn Becker//xcitepress/Finn Becker