Thüringer Verfassungsschützer warnt vor zunehmender Brutalität von links und rechts
Erfurt - Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer (55) hat auf eine zunehmende Gewaltbereitschaft in den extrem linken und rechten Lagern aufmerksam gemacht.
"Die Angriffe werden brutaler, Hemmungen fallen, Gewalt einzusetzen", sagte Kramer der "Welt". Es habe in letzter Zeit Fälle gegeben, wo Täter in Wohnungen eindrangen und die Fußgelenke von politischen Gegnern zertrümmerten.
"Das sind Angriffe mit Baseballschlägern, mit Hämmern und auf eine Art, bei der auch der mögliche Tod von Opfern zumindest in Kauf genommen wird", erklärte der 55-Jährige. Dies gelte "für links wie rechts".
So gelte etwa das "unausgesprochene Agreement in der linken Szene – 'Gewalt gegen Sachen ja, Gewalt gegen Personen nein'" heute nicht mehr. Kramer bemerkte, dass teils mutmaßlich auch Frauen extrem brutal vorgegangen seien. "Das ist eine neue Qualität."
Mit Blick auf die AfD wies Kramer zumindest in Eisenach auf Schnittmengen mit der NPD hin. "Man hat sich nicht lieb, aber man arbeitet beim gemeinsamen Ziel zusammen, den Staat zu beseitigen und eine neue Herrschaftsform aufzubauen", teilte der Landesverfassungsschutzpräsident der "Welt" mit.
Es habe in Eisenach auch schon vor Jahren aus NPD-Kreisen erste Aufrufe gegeben, die AfD zu wählen.
"Das ist noch keine erwiesene Zusammenarbeit. Aber wenn man sich genauer anschaut, wer vor Ort bei welchen Aktionen gemeinsam unterwegs ist, dann ergeben sich zumindest Kennverhältnisse und Schnittmengen", so Kramer.
Titelfoto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa