Rechtsextremisten angegriffen: Eltern kämpfen für fairen Prozess

Jena/Ungarn - Februar 2023, Budapest, "Tag der Ehre": Rechtsextremisten führen einen SS-Gedenkmarsch durch die ungarische Hauptstadt. Dann werden sie angegriffen. Die Täter, wahrscheinlich linksextremistisch, konnten zum Teil flüchten. Der MDR berichtet in seiner neuesten Folge "Exakt" über die Ängste der Verdächtigen.

Mitglieder der rechtsextremen "Ungarischen Garde" in Budapest. (Archivbild)
Mitglieder der rechtsextremen "Ungarischen Garde" in Budapest. (Archivbild)  © Tamas Kovacs/dpa

Unter anderem zwölf Deutsche werden beschuldigt, sich an der Tat beteiligt zu haben. Dies sollen zumindest Aufnahmen des Deliktes beweisen.

Eine Person wurde bereits in Ungarn verurteilt, eine weitere sitzt in ungarischer Untersuchungshaft.

Die 23-jährige Maja soll auch an der Tat beteiligt gewesen sein. Sie sitzt in deutscher U-Haft - noch.

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Die restlichen neun Personen sind untergetaucht.

"Exakt" berichtete am Mittwoch, dass sich ein Teil gerne stellen würde, doch die Angst, nach Ungarn ausgeliefert zu werden, hindere sie daran.

Der Grund: Die Bedingungen in ungarischer Haft seien so schlecht, dass von "menschenunwürdigen Zuständen" gesprochen werden könne. Das beweise auch die Verurteilung einer italienischen Lehrerin Ilaria Salis (39), welche in Hand- und Fußfesseln und mit einer Metallkette gesichert dem Richter vorgeführt wurde.

Die Eltern der in deutscher U-Haft sitzenden Maja sowie der Untergetauchten haben große Sorge, dass auch ihren Kindern dieses Schicksal blüht.

MDR "Exakt": Rechtsextremisten in Ungarn angegriffen - 12 Deutsche verdächtigt

Den deutschen Tatverdächtigen droht ein Prozess und eine Gefängnisstrafe in Ungarn. (Symbolbild)
Den deutschen Tatverdächtigen droht ein Prozess und eine Gefängnisstrafe in Ungarn. (Symbolbild)  © 123RF/sitthipongg

"Wir haben einfach Angst davor, dass unsere Kinder nach Ungarn ausgeliefert werden", erklärt Wolfram Jarosch. Seine Tochter Maja sitzt seit Dezember 2023 in Untersuchungshaft in Dresden.

Weiter erklärt er: "Wir haben einfach Angst davor, dass sie dort vorverurteilt werden, dass da kein faires Verfahren stattfindet."

Seine Angst sitzt tief, denn seine queere Tochter stelle ein in Ungarn kultiviertes "Feindbild" dar. Zumindest, wenn man Majas Anwalt Sven Richwin fragt.

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Er ist sich sicher: "Garantiert sind dort Übergriffe und Diskriminierung zu befürchten."

Vom ungarischen Konsulat gibt es keine Unterstützung und auch Deutschland setze sich nicht genügend für die mutmaßlichen Täter ein. So könne die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft die Auslieferung verhindern und das würden sie auch tun, jedoch nur mit einem Aber.

Ihre Bedingung an Maja sei, dass sie sich zu ihren Taten bekenne und somit ein Schuldgeständnis ablege. Nicht fair findet der Experte für Auslieferungsrecht, Sören Schomburg, denn so bleibe ihr ein anständiger Prozess verwehrt.

Wolfram Jarosch stellt in der MDR-Sendung stellvertretend für die Eltern der Verdächtigten klar: "Mehrere der Beschuldigten sind bereit, sich den Behörden zu stellen. Sie möchten aber, dass ihnen zugesichert wird, dass sie nicht nach Ungarn ausgeliefert werden."

Die gesamte Folge "Exakt" könnt Ihr Euch in der Mediathek ansehen.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/sitthipongg; Tamas Kovacs/dpa

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