Rechtsextremisten und Putin-Anhänger: Brüder im Geiste?
Düsseldorf - Sind Rechtsextremisten Putin-Versteher? Was wie eine Pauschalaussage anmutet, beinhaltet eine wissenschaftliche Evidenz. Ideologische Gemeinsamkeiten zwischen rechten Gruppierungen und dem Regime um Russlands Präsident Wladimir Putin (70) sind nicht von der Hand zu weisen. Doch es steckt noch mehr dahinter.
Eine Gesellschaft ist selten uniform. So kommt es, dass sich verschiedene Ideologien und Lebensanschauungen bilden und manifestieren.
Im Falle des Rechtsextremismus lassen sich mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine frappierende ideologische Gemeinsamkeiten ausfindig machen.
Wie die Wissenschaftlerin Anke Hoffstadt gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärte, ist Kreml-Herrscher Wladimir Putin in seiner Denkweise kaum von Rechtsextremisten zu unterscheiden.
Nach Ansicht von Hoffstadt hat der Ukraine-Krieg die Überschneidungen zwischen der deutschen extremen Rechten und Putins imperialistischer Weltanschauung ans Tageslicht befördert.
Dabei fällt der Wissenschaftlerin der Hochschule Düsseldorf eine grundsätzliche Sache auf: Der Rechtsextremismus hat sich im Laufe der vergangenen Jahre deutlich breiter aufgestellt.
Dieser Umstand trage auch dazu bei, dass sich unter nicht unerheblichen Teilen der deutschen Rechten eine Pro-Putin-Orientierung gebildet habe, trotz der Tatsache, dass die Russische Föderation in der NS-Ideologie als Feindbild diente.
Rechtsextremisten und Putin-Freunde: Gleiche Ziele, gleiche Feindbilder?
Ohne Zweifel teilen rechte Gruppierungen und der Kreml-Despot gemeinsame Ziele.
Die unverkennbaren Überschneidungen liegen einer ideologischen Weltanschauung zugrunde. So strebe die rechte Szene laut Hoffstadt autoritäre und antidemokratische Gesellschaftsstrukturen an, die mit einem starken militärischen Führungsanspruch sowie Rückeroberungs- und Großmacht-Szenarien einhergingen.
Nahezu jeden dieser genannten Aspekte würde Putins Russland der Weltöffentlichkeit derzeit eindrucksvoll vor Augen führen.
Zudem seien die offene Ablehnung liberaler Gender- und Geschlechterpolitik sowie reaktionäre Sichtweisen von Sexualität und Familie offensichtliche Überschneidungspunkte.
Die Wissenschaftlerin mit dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus findet weitere Parallelen zwischen rechten Gruppierungen und Putins Russland.
Auch Putins Narrativ von "Volk und Nation" spiegele Hoffstadt zufolge ein hier wie dort geteiltes Ziel wider. "Wenn auch auf eine je spezifische Weise: hier ein 'großrussisches Reich', dort ein ethnopluralistisches 'Europa der Vaterländer'", schlussfolgert die Forscherin.
Titelfoto: Bildmontage: Patrick Pleul/dpa, Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa