Bildungsfahrt nach Auschwitz: Schüler aus Sachsen sorgen mit Foto für Empörung

Görlitz - Während einer Bildungsfahrt ins ehemalige Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau haben mehrere Schüler einer Görlitzer Oberschule mit einem Neonazi-Handzeichen vor der Gedenkstätte posiert.

Vier Schüler der Scultetus-Oberschule Görlitz zeigen vor dem KZ Auschwitz-Birkenau das "White Power"-Zeichen.
Vier Schüler der Scultetus-Oberschule Görlitz zeigen vor dem KZ Auschwitz-Birkenau das "White Power"-Zeichen.  © Antifa Elbflorenz

Vier Jungs von der Scultetus-Oberschule haben direkt vor dem bekannten Eingangstor des Konzentrationslagers ein Gruppenfoto geknipst, das über eine Million Todesopfer verhöhnt, die dort zwischen 1940 und 1945 von den Nazis systematisch vergast worden sind.

Die Schüler zeigen mit ihrer rechten Hand das in der rechtsextremen Szene verwendete "White Power"-Zeichen. Einer der Beteiligten stellte das geschmacklose Bild anschließend in seiner Instagram-Story zur Schau.

Die betroffene Schule meldete den Vorfall beim Landesamt für Schule und Bildung (LaSuB) in Bautzen bereits am 14. März, wie ein Sprecher des Landesamts gegenüber TAG24 am Montagmorgen erklärte. Die Schulleitung hatte daraufhin die beteiligten Schüler sowie deren Eltern zu einem ernsten Gespräche einbestellt. Dabei hätten sich die vier Beschuldigten nach Angaben der Schulleiterin "einsichtig" gezeigt.

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Als Strafe für ihr Fehlverhalten müssen die Jugendlichen nun Sozialstunden in einer Behindertenwerkstatt ableisten. Zusätzlich haben die Schüler eine Ordnungsmaßnahme gemäß Paragraf 39 des Sächsischen Schulgesetzes erhalten.

Für das "White Power"-Zeichen wird mit Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger ein "W" symbolisiert, Daumen und Zeigefinger formen ein "P". Es soll die Überlegenheit der "weißen Rasse" darstellen. Diese Gestik ist zwar ein Erkennungszeichen innerhalb der Neonazi-Szene, strafbar ist die Verwendung jedoch nicht.

Eine bekannte Geste aus der Neonazi-Szene: Das "White Power"-Handzeichen.
Eine bekannte Geste aus der Neonazi-Szene: Das "White Power"-Handzeichen.  © Antifa Elbflorenz

Neonazi-Geste vor Vernichtungslager: "Öffentlich zelebrierter Tabubruch!"

Die Polizei war am Montag zu Gesprächen in der Scultetus-Oberschule vor Ort.
Die Polizei war am Montag zu Gesprächen in der Scultetus-Oberschule vor Ort.  © Danilo Dittrich

Bekannt wurde der Vorfall aufgrund von Recherchen der Dresdner Gruppierung "Antifa Elbflorenz", die mit großer Sorge auf das Neonazi-Foto der Görlitzer Schüler reagierte: "Dass dieser öffentlich zelebrierte Tabubruch während einer Schulfahrt stattfindet, zeigt die Dimension des Erstarkens jugendlichen Neonazismus in Sachsen."

Von der Schulleitung forderte die Antifa-Gruppe harte Sanktionen als Reaktion auf das Fehlverhalten der Schüler. In Richtung der vier Schüler selbst hinterließen sie eine drohende Mahnung: "Die vollen Namen der vier Oberschüler sind uns bekannt und wurden der Schule bereits mitgeteilt, wir haben uns aber gegen eine Veröffentlichung entschieden. Die vier sollten sich aber bewusst sein, dass ihre Aktivitäten genau beobachtet werden."

Auch das Landesamt verurteilte den Vorfall ebenfalls: "Grundsätzlich verurteilen wir solch ein Verhalten. Extremistisches Gedankengut hat keinen Platz an sächsischen Schulen."

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Seit dem heutigen Montag beschäftigt sich auch die Polizei mit dem Fall. Beamte waren vor Ort in der Schule um Gespräche zu führen, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz gegenüber TAG24 am Nachmittag erklärte. Zudem wurde eine Anzeige gestellt. Da das Handzeichen jedoch nicht verboten ist, liegt derzeit kein Straftatbestand vor.

Der Fall wurde deshalb an die Staatsanwaltschaft übergeben, die nun prüfen wird, ob die "White Power"-Geste doch noch ein juristisches Nachspiel haben wird.

Die Scultetus-Oberschule Görlitz.
Die Scultetus-Oberschule Görlitz.  © Danilo Dittrich

KZ Auschwitz-Birkenau: Über eine Million Menschen ermordet

Heute ist das ehemals größte Vernichtungslager der Nazis ein Museum, das an den grausamen Massenmord erinnern soll.
Heute ist das ehemals größte Vernichtungslager der Nazis ein Museum, das an den grausamen Massenmord erinnern soll.  © Oded Balilty/AP/dpa

Das KZ Auschwitz-Birkenau wurde 1940 errichtet und war das größte Vernichtungslager der Nazis. Unter den rund 1,1 Millionen Todesopfern befanden sich circa eine Million Juden. Die Rote Armee konnte das Lager am 27. Januar 1945 befreien.

Seit 1947 ist das ehemalige Todeslager ein staatliches Museum, das an den grausamen Massenmord erinnern soll.

Erstmeldung vom 14. April, 10.15 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 14.32 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: Antifa Elbflorenz

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