Waldbrände in der Sächsischen Schweiz: Arbeit wird laut Kretschmer noch Tage und Wochen dauern
Bad Schandau - 250 Hektar Wald der Sächsischen Schweiz brennen! Am Freitag brachen zumindest keine größeren neuen Feuer aus. Hunderte Einsatzkräfte waren am Mittag vor Ort und wurden von Hubschraubern, Löschpanzern und Wasserwerfern der Polizei unterstützt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) brach wegen des Brandes indes seinen Urlaub ab.
Kretschmer will noch am Freitag wieder in Dresden eintreffen. Wie Regierungssprecher Ralph Schreiber ankündigte, möchte er noch am späten Nachmittag mit Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) in die Sächsische Schweiz fahren, um sich vor Ort ein Bild über das Ausmaß des Feuers zu machen.
Der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (LK SOE), Thomas Kunz, hatte zuvor mitgeteilt, dass auch jenseits des Flüsschens Kirnitzsch Brandnester entdeckt und gelöscht worden seien.
Die Brandbekämpfer hätten eigentlich gehofft, dass die Kirnitzsch für den Brand wie eine natürliche Barriere wirke.
Am Morgen kämpften mehr als 220 Feuerwehrleute gegen die Flammen. Während des Tages sollen weitere Einsatzkräfte aus anderen Landesteilen eintreffen. Sieben Löschhubschrauber seien im Einsatz, zudem machen zwei Hubschrauber auch mit Wärmebildkameras Aufklärungsflüge.
Am Wochenende sollen zwei weitere Hubschrauber zum Löschen hinzukommen. Zudem würden Satellitenbilder ausgewertet.
Aus Richtung Tschechien drehender Wind hatte die Lage im Laufe des Donnerstages verschärft. In Pirna und Königsstein berichteten am Freitagvormittag zahlreiche Anwohner von riesigen Rauchwolken.
Auch in Dresden war der Brand in einigen Ortsteilen wieder zu riechen, auch Rauchschwaden waren wieder zu sehen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer dankt der Bundeswehr
Sachsen-MP Michael Kretschmer hat sich bei der Bundeswehr für ihren Einsatz im Brandgebiet Sächsische Schweiz bedankt. Auf Facebook schrieb er:
"Ich bin der Bundeswehr sehr dankbar, dass sie den vielen ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfern bei der Bekämpfung der Waldbrände unterstützt. Wir erleben vor Ort eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr. Gemeinsam ziehen Bund und Land an einem Strang, um diese Katastrophe zu bewältigen."
Der Ministerpräsident geht außerdem davon aus, dass die Bekämpfung des Waldbrandes in der Sächsischen Schweiz noch lange dauern wird. "Es wird Tage und Wochen dauern, bis wir über Entspannung reden können", sagte der CDU-Politiker bei einem Besuch in Bad Schandau am Freitagabend. Zuvor war er mit einem Hubschrauber über das Waldbrandgebiet geflogen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Der Einsatz werde viel Geld kosten, Kretschmer sprach von "vielen Millionen Euro." Er sicherte den betroffenen Regionen im Nationalpark sowie in Nordsachsen finanzielle Hilfe zu - auch für den Wiederaufbau. In einer Zeit, in der es immer trockener werde, müsse man auch über die Zukunft der Nationalparks sprechen, so Kretschmer.
Unter anderem müsse etwa über Schneisen, Wasserhaltung in den Wäldern und die Entfernung von Totholz diskutiert werden.
Behörde korrigiert betroffene Waldbrandfläche nach unten
Der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz hat auf deutscher Seite ein geringeres Ausmaß als bislang angenommen. "Mit Auswertung der Satellitendaten konnten die Brandstellen flächenmäßig eingegrenzt werden.
Danach wurde eine insgesamt betroffene Fläche von 150 Hektar festgestellt", teilte das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Freitag mit. Bisher waren die Behörden davon ausgegangen, dass sich das Feuer auf einer Fläche von 250 Hektar ausgebreitet hat.
Nach Angaben des Landratsamtes waren am Donnerstagabend einige neue Brandstellen entdeckt worden. "An den bisher bekannten Brandherden ist die Lage unverändert angespannt. Tagsüber wird die Brandlage im Gebiet permanent beobachtet", hieß es.
Derzeit seien mehr als 400 Einsatzkräfte zur Bekämpfung des Waldbrandes unterwegs. Neben zehn Hubschraubern sind auch zwei Wasserwerfer und ein Boot im Einsatz.
Katastrophenalarm in mehreren Städten - LK SOE warnt Menschen mit Atemwegserkrankungen
In der Nacht wurde nun auch in Sebnitz der Katastrophenalarm ausgelöst. Immerhin: "Eine Gefahr der Ausbreitung auf angrenzende Häuser liegt aktuell nicht vor", so das Landratsamt. Die Landespolizei teilte indes auf Twitter mit: "Vereint kämpfen viele Kräfte in den betroffenen Gebieten weiter gegen die Brände."
In Bad Schandau gilt bereits seit Dienstag Katastrophenalarm. Touristen sollen das Gebiet meiden. Die Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres nicht betreten werden.
Der Landkreis warnte am Freitag auch noch einmal eindringlich alle Menschen, die unter "chronischen Atemwegserkrankungen, wie chronischer Bronchitis oder Asthma" leiden.
"Körperliche Anstrengungen im Freien sollten weitestgehend vermieden werden", hieß es in einer Mitteilung auf Facebook.
Feuerwehr Bad Schandau dankbar für riesige Spendenflut
Die sich seit Tagen im Dauereinsatz befindende Freiwillige Feuerwehr in Bad Schandau bedankte sich in indes auf Facebook für die riesige Spendenflut.
Es fehle allerdings an Platz, für die Unterbringung weiterer Spenden. "Daher bitten wir von weiteren privaten Anlieferungen abzusehen." Wer helfen möchte, könne sich gerne unter 035022 501122 oder 035022 501125 mit der Stadt in Verbindung setzten.
Wer die Feuerwehr mit einer Geldspende unterstützen wolle, könne dies gerne tun. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet.
Tschechische Polizei veröffentlicht Videos vom Löscheinsatz
Hilfe aus dem Ausland
Im sächsischen Einsatzgebiet wird aus der Luft das ganze Ausmaß deutlich. Rauchschwaden ziehen kilometerlang in den Himmel. Immer wieder werfen Helikopter Wasser ab, um die Flammen in dem unwegsamen Gelände zu bekämpfen.
Das Feuer war am Wochenende im Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen und hatte am Montag auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen.
Auf tschechischer Seite sind laut Feuerwehr bereits rund 1000 Hektar Fläche abgebrannt. "Wir halten uns auf unseren Positionen, wir mussten nirgends zurückweichen", sagt ein Feuerwehrsprecher der Agentur CTK zufolge.
Fast 500 Feuerwehrleute sind bei einem der größten Waldbrände in der Geschichte des Landes im Einsatz, um die Flammen zu bekämpfen.
Nachdem man am Donnerstag bereits Unterstützung aus Italien bekommen hatte, werden am Freitag zwei Löschflugzeuge aus Schweden erwartet.
Wann regnet es endlich?
Auf Regen können die Feuerwehrleute in den betroffenen Gebieten indes voraussichtlich erst am Samstag hoffen. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, gibt es am Freitag zunächst vor allem im Vogtland und später in gesamt Westsachsen lokal kräftige Gewitter und sogar Unwetter.
In Ostsachsen bleibt es hingegen weitgehend trocken. Der Himmel zeigt sich meist bewölkt. Die Temperaturen erreichen 25 bis 28 Grad, im Bergland 20 bis 25 Grad.
Am Samstag soll es der Vorhersage zufolge gebietsweise regnen, teils schauerartig verstärkt. Es gibt demnach auch Gewitter. Die Temperaturen steigen auf 21 bis 24 Grad, im Bergland liegen sie bei 16 bis 20 Grad. Der Sonntag wird wolkig, aber es bleibt meist trocken bei Temperaturen von 25 bis 28 Grad, im Bergland zeigt das Thermometer zwischen 19 und 24 Grad an.
Erstmeldung 6.40 Uhr. Letzte Aktualisierung 22.20 Uhr.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa