Verzweifelter Kampf in Sächsischer Schweiz: Glutnester flammen immer wieder auf

Dresden - Es hört einfach nicht auf! Kamen Ende vergangener Woche Hoffnungen auf ein regenreiches Wochenende auf, erfüllten sich diese nicht. Stattdessen bestätigte sich eine Befürchtung: Die Glutnester breiten sich auch unterirdisch aus. Ein Ende des Mega-Einsatzes ist nicht in Sicht.

Glutnester flammen immer wieder auf. Dichte Rauchwolken stehen schon seit Tagen über dem Elbsandsteingebirge.
Glutnester flammen immer wieder auf. Dichte Rauchwolken stehen schon seit Tagen über dem Elbsandsteingebirge.  © Hájek Ondøej/CTK/dpa

Es war viel zu wenig: "Wir hatten vielleicht 15 Minuten ergiebigen Regen", sagt Landkreissprecher Thomas Kunz (43). "Das hatte kaum eine Wirkung." So müssen weiterhin rund 560 Einsatzkräfte auf rund 150 Hektar gegen die Flammen kämpfen.

14 Hubschrauber sind zum Löschen im Einsatz, zwei zur Brandbeobachtung. Auch die private Katastrophenschutzorganisation "@fire" ist mittlerweile mit rund 25 Helfern im Einsatz.

Das Haupteinsatzgebiet liegt an der nördlichen Grenze und den Bärenfangwänden: Zwischen Schmilka, dem Kuhstall, der Grenze und dem Frienstein gab es am gestrigen Sonntag am meisten zu tun.

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Am Frienstein sah es danach aus, als wäre der Brand vorerst unter Kontrolle. Doch Entwarnung will niemand geben: "Es gab schon Gebiete, da war tagelang nichts mehr, doch dann sind dort wieder Glutnester aufgeflammt", so Kunz.

Einsatz wird noch mehrere Tage andauern

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD) will sich am heutigen Montag einen Überblick im Brandgebiet verschaffen.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD) will sich am heutigen Montag einen Überblick im Brandgebiet verschaffen.  © picture aliance/dpa

Nicht verwunderlich, denn mittlerweile haben die Einsatzkräfte festgestellt, dass sich Glutnester bis zu 50 Zentimeter unter der Erde befinden und sich dort fast unsichtbar ausbreiten können. Um das aufzuhalten, versuchen die Feuerwehrleute jetzt Barrieren wie Waldwege noch zu verstärken: "Sie werden aufgerissen und ein Netzmittel aufgebracht", so Kunz.

Ob sich die Flammen so aufhalten lassen, muss sich zeigen.

Die geplanten Einsatzorte befinden sich am Großen Winterberg und im Zschandgebiet.

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Kunz rechnet nicht damit, dass der Einsatz so schnell beendet sein wird:

"Das wird noch einige Tage dauern", sagt er. Schon jetzt haben die Einsatzkosten die Zehn-Millionen-Euro-Grenze erreicht, auf sächsischer Seite wurden mittlerweile vier Feuerwehrleute verletzt.

Am heutigen Montag wollen sich Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD) und Generalleutnant Carsten Breuer (57) zusammen mit Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) einen Überblick über das Katastrophengebiet verschaffen. Mit hilfreichem Regen ist jedoch die nächsten Tage nicht zu rechnen.

Löschhubschrauber im Dauereinsatz: Die fliegende "Feuerwehr" versucht, die Brände von oben unter Kontrolle zu bekommen.
Löschhubschrauber im Dauereinsatz: Die fliegende "Feuerwehr" versucht, die Brände von oben unter Kontrolle zu bekommen.  © Bernd März/B&S
Feuerwehrkameraden bereiten sich in Bad Schandau auf ihren Einsatz vor.
Feuerwehrkameraden bereiten sich in Bad Schandau auf ihren Einsatz vor.  © imago/Sylvio Dittrich

Schon zehn Verletzte bei den tschechischen "Hasiči"

Immer wieder ist damit zu rechnen, dass die Feuer wieder aufflammen.
Immer wieder ist damit zu rechnen, dass die Feuer wieder aufflammen.  © Hájek Ondøej/CTK/dpa

Im Böhmischen Nationalpark kämpfen Tschechiens Feuerwehrleute ("Hasiči") in unverminderter Härte gegen das Inferno. Inzwischen sind dort 750 Kameraden aus dem ganzen Land in Einsatz, unterstützt von sechs Hubschraubern und fünf Löschflugzeugen. Die konnten wegen des Frühnebels im Elbtal am Sonntag erst gegen 9.30 Uhr starten.

Das Inferno hat sich auf über Tausend Hektar ausgedehnt. Die Hasiči haben nun ihre Taktik geändert: "Wir sind von der Verteidigung in den Angriff übergegangen", so ein Sprecher.

Heißt: "Wir werden aktiv in die Glutnester gehen, sie mit Wasser übergießen und den Boden aufhacken", sagte Feuerwehrsprecher Lukáš Marvan im tschechischen Fernsehen.

Brandgefährlich für die Kameraden. Bereits zehn von ihnen wurden verletzt, mehrere davon schwer. Zuletzt traf es einen Kameraden, als er von einem umstürzenden Baum begraben wurde. Er wurde per Helikopter in eine Klinik ausgeflogen.

Feuerwehrleute in Tschechien und Sachsen kommen kaum mehr zur Rast.
Feuerwehrleute in Tschechien und Sachsen kommen kaum mehr zur Rast.  © CTK Photo/Imago
Brandgefährlich! Tschechische Kameraden gehen zu Fuß und mit Hacken gegen Glutnester vor.
Brandgefährlich! Tschechische Kameraden gehen zu Fuß und mit Hacken gegen Glutnester vor.  © Hájek Ondøej/CTK/dpa

Immerhin zeigt der Kampf erste Erfolge: In eines der beiden evakuierten Dörfer konnten die Menschen inzwischen zurückkehren.

Originalmeldung von 5.27 Uhr, aktualisiert um 8 Uhr.

Titelfoto: Hájek Ondøej/CTK/dpa

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