Ústí nad Labem (Tschechien) - Überraschende Entscheidung im Prozess zum verheerendem Waldbrand im Nationalpark Böhmische und Sächsische Schweiz! Der Angeklagte Jiří L. (37) ist vom Landgericht Ústí nad Labem freigesprochen worden.
Wie der Nachrichtensender "CT24" berichtet, konnte das Gericht nicht belegen, dass der Ex-Ranger für den Ausbruch des Großbrands am 23. Juli 2022 verantwortlich ist. Es gebe keine direkten oder indirekten Beweise dafür.
L. drohten insgesamt 15 Jahre Gefängnis wegen allgemeiner Gefährdung und Beschädigung fremden Eigentums. Der tschechische Staat hatte eine Entschädigung in Höhe von 225 Millionen Kronen (rund 8,97 Millionen Euro) gefordert.
Im Prozess ging es vor allem um die Frage, ob das Geständnis des Angeklagten aus dem Jahr 2023 überhaupt verwertbar ist. Damals befand er sich in psychiatrischer Behandlung, zog seine Aussage später zurück.
Dazu erklärte der Anwalt von L. gegenüber dem tschechischen Portal "iDNES.cz", dass sein Mandant zum Zeitpunkt des Geständnisses an einer toxischen Psychose litt und aufgrund seines sehr schlechten Geisteszustands viele starke Drogen nahm.
"Er hätte in diesem Zustand niemals befragt werden dürfen", kritisierte der Jurist.
Staatsanwalt glaubt an Schuld des Angeklagten
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft will gegen die Gerichts-Entscheidung in Berufung gehen, so die Ankündigung vom Freitag.
"Ich glaube, dass dem Gericht Beweise vorgelegt wurden, die die Schuld des Angeklagten belegen", ist sich Staatsanwalt Martin Krumpoch sicher.
Der Nationalparkdienst selbst kommentierte das Urteil nicht. "Wir sind uns der Risiken bewusst, die durch regelmäßige Dürreperioden entstehen, deshalb konzentrieren wir uns auf Prävention, auf konzeptionelle Lösungen und nicht auf die Täter", sagte Sprecher Tomáš Salov (50).
Bei der Katastrophe im Sommer 2022 standen auf sächsischem Gebiet mehr als 100 Hektar Wald in Flammen. Die Löscharbeiten dauerten drei Wochen. Auf deutscher Seite wird der Schaden mit rund elf Millionen Euro beziffert.