Bedrohung Waldbrand: Wenn der Wald zum Inferno wird

Leipzig - Keine Grillabende, Lagerfeuernächte oder Partys mit Feuerwerk: Schon eine klimmende Zigarette kann in diesen Tagen zum Verhängnis werden. Zahlreiche Verbote und Vorsichtsmaßnahmen sollen dem drohenden Inferno den Kampf ansagen. "Exakt - Die Story" zeigte am gestrigen Mittwoch, welches Ausmaß Waldbrände haben können.

Um die Ausbreitung der Brände zu verhindern, legt Ludiwigslust-Parchim Schneisen an, die feucht gehalten werden soll. Unterstützt wird der Landkreis dabei von der Bundeswehr.
Um die Ausbreitung der Brände zu verhindern, legt Ludiwigslust-Parchim Schneisen an, die feucht gehalten werden soll. Unterstützt wird der Landkreis dabei von der Bundeswehr.  © MDR/Mia Media

Hitzewellen und Trockenheit lassen aus ausgedörrten Waldböden und vertrockneten Bäumen extreme Brandbeschleuniger werden.

Doch kommt noch ein weiterer Faktor dazu, der aus den Bränden einen unbezwingbaren Gegner werden lässt: Im Großteil der deutschen Wälder erschweren alte Munition und Blindgänger den Feuerwehren die Löscharbeiten.

In Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern erklärt Feuerwehrmann Stefan Geier, welche Belastung die noch aus der Kaiserzeit stammende Munition für ihn und seine Kameraden bedeutet: "Das ist der Bereich des ehemaligen Marinearsenals. Da ist die Last der Munition so enorm, dass es bereits kurz nach Eintritt des Brandgeschehens zu Detonationen kommt."

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Doch die Bergung der Sprengkörper sei teuer und aufwendig.

Laut Landrat Stefan Sternberg würden alle Munitionsbergungsdienste Deutschlands etwa 107 Jahren benötigen, um die Kriegsrelikte zu beseitigen.

Munition aus Kriegszeiten behindert die Löscharbeiten

Munition aus alten Kriegszeiten erschwert den Feuerwehren die Löscharbeiten.
Munition aus alten Kriegszeiten erschwert den Feuerwehren die Löscharbeiten.  © MDR/Mia Media

Mit breiten Schneisen, die immer feucht gehalten werden, weiß sich der Landkreis Ludwigslust-Parchim zunächst zu helfen. Diese sollen die Ausbreitung der Brände verhindern.

"Hier ist immer noch eine hohe Munitionsbelastung und je nach Temperatur wird es hier wieder knallen. Es kann also jederzeit wieder losgehen. Darum ist die Pflege dieser Schneisen so unglaublich wichtig", so Stefan Sternberg.

Da dem Landkreis und dessen Feuerwehren jegliche Mittel zur Ziehung dieser Schneisen fehlen, werden sie von der Bundeswehr unterstützt.

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Mithilfe von Panzern gelingt es, in die gefährlichere Gebiete vorzudringen.

Auch die Freiwillige Feuerwehr Jessen ist aufgrund alter Munition bei den Löscharbeiten erheblich eingeschränkt. Vor Jahrzehnten hatte die Rote Armee hier ihren Truppenübungsplatz.

"Wir hatten auch schon Brände, wo wir hier am Rand gelöscht haben und Munition explodiert ist. Wir hatten Glück, dass nichts passiert ist", erklärt Hans-Peter Schäfer, Leiter der Feuerwehr in Hessen.

Circa 95 Prozent aller Waldbrände sind menschengemacht

Der Wald sei der wichtigste Unterstützer im Kampf gegen den Klimawandel. Wie der Mensch derzeit mit ihm umgeht, kann fatale Folgen haben.
Der Wald sei der wichtigste Unterstützer im Kampf gegen den Klimawandel. Wie der Mensch derzeit mit ihm umgeht, kann fatale Folgen haben.  © MDR/Mia Media

"Fakt ist, dass 50 Prozent aller Waldbrände in den letzten Jahren Hundert Prozent vorsätzlich angelegt wurden, also durch Brandstiftung", so Philipp Nahrstedt, Leiter des Betreuungsforstamts in der Annaburger Heide.

Die anderen 50 Prozent seien auf fahrlässiges oder grob fahrlässiges Verhalten zurückzuführen. Das bedeute, die Zigarette aus dem Auto zu werfen oder bei Waldbrandstufe vier oder fünf im Wald zu grillen.

"Der Wald ist der einzige Klimaschützer, den wir haben, der uns dabei unterstützen kann. So wie wir derzeit mit ihm umgehen, kann das nichts werden", erklärt Nahrstedt.

Der Klimawandel und die katastrophale Trockenheit schaden den Wäldern immer mehr. Das führt dazu, dass Wälder sterben, was wiederum das Klima erhitzt.

Ein Teufelskreis, der nicht zuletzt die Feuerwehren den Rest des Sommers in Atem hält.

Waldbrände halten nicht nur die Feuerwehren in Atem. Auch für die Anwohner in naheliegenden Dörfern und Städten werden sie zur Gefahr.
Waldbrände halten nicht nur die Feuerwehren in Atem. Auch für die Anwohner in naheliegenden Dörfern und Städten werden sie zur Gefahr.  © MDR/Mia Media

"Brandgefährlich: Wälder voller Munition" steht in der MDR-Mediathek kostenlos zum Streamen zur Verfügung.

Titelfoto: MDR/Mia Media

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