Lage bleibt angespannt: Keine Hochwasser-Entwarnung für NRW

Düsseldorf - Die Hochwasserlage in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. Zwar hat der Deutsche Wetterdienst Unwetterwarnungen aufgehoben. Doch für Entwarnung ist es nach Einschätzung der Behörden zu früh.

Zahlreiche Einsatzkräfte sind aufgrund des Hochwassers in NRW gefordert.
Zahlreiche Einsatzkräfte sind aufgrund des Hochwassers in NRW gefordert.  © Friso Gentsch/dpa

"Wir haben überwiegend steigende oder gleichbleibende Hochwasserpegel", sagte am Dienstag ein Sprecher des Umweltministeriums in Düsseldorf. Dies führe zu Druck auf die Deiche.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) dankte am Dienstag den Einsatzkräften und ehrenamtlichen Helfern, die die ganzen Weihnachtstage über im Hochwasser-Einsatz gewesen seien. "Was sie für uns alle leisten, verdient größte Wertschätzung und Respekt", sagte Faeser der "Rheinischen Post". In Nordrhein-Westfalen seien allein 940 THW-Helferinnen und Helfer aus fast 60 Ortsverbänden im Einsatz gewesen.

Die für mehrere Bundesländer geltenden Unwetterwarnungen wurden am Dienstag vom Deutschen Wetterdienst aufgehoben. Vorübergehend sei weniger Regen zu erwarten, teilte auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW) mit.

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Dies wirke sich aber nicht direkt auf die Hochwasser-Situation aus. "Erst im Laufe der Woche wird eine leichte Entspannung an den Pegeln erwartet."

Wie sich das Wetter dann zum Wochenende hin entwickeln werde, sei noch nicht mit Sicherheit abzusehen. Schauer und Gewitter sollen dann nach Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes wieder zunehmen.

Feuerwehr und THW in Hamm im Einsatz: Wasser sickert durch Damm

In vielen Orten in Nordrhein-Westfalen - wie hier in Beverungen - gibt es Überschwemmungen.
In vielen Orten in Nordrhein-Westfalen - wie hier in Beverungen - gibt es Überschwemmungen.  © Christian Müller/Westfalennews/dpa

Im Einzugsgebiet von Ems, Lippe und Niers wurde am Dienstag an drei Pegeln der Informationswert 3 überschritten und damit die höchste Hochwassermeldestufe erreicht. Das heißt, dass dort auch bewohnte Gebiete bedroht sein könnten. Die Wasserstände am Niederrhein stiegen am Dienstag noch weiter an. Am Pegel Köln wurde für die Nacht zum Mittwoch der Höchststand erwartet. Am Rhein sei das Hochwasser aber noch gar nicht so dramatisch, sagte der LANUV-Sprecher: "Von den Auswirkungen her sind die kleineren Gewässer in Nordrhein-Westfalen diesmal sehr viel stärker betroffen."

Angespannt blieb die Hochwasserlage zum Beispiel im Kreis Soest. Einsatz-Schwerpunkte lagen dort in der Stadt Lippstadt und der Gemeinde Lippetal. Dort liefen Keller voll Wasser, mehrere Straßen wurden überflutet. Einzelne Gehöfte wurden von der Feuerwehr mit Sandsäcken versorgt.

Viel zu tun gab es am zweiten Weihnachtstag für die Feuerwehr und das THW in Hamm: Dort sickerte Wasser durch einen Deich am Fluss Ahse, sodass dieser mit Sandsäcken zusätzlich stabilisiert werden musste. "Wir haben ständig um die 200 Einsatzkräfte vor Ort, die wir immer wieder ablösen", sagte ein Feuerwehrsprecher.

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Kräfte aus Coesfeld, Unna und Bochum rückten zur Unterstützung an.

An 19 Pegeln in NRW zweithöchste Warnstufe überschritten

Auch in Oberhausen gibt es noch keine Entwarnung.
Auch in Oberhausen gibt es noch keine Entwarnung.  © Stadt Oberhausen/dpa

Der Pegelstand der Ruhr sank erstmals seit Beginn der akuten Hochwassersituation am Mess-Standort Hattingen. Dennoch könne noch keine Entwarnung gegeben werden, teilte die Stadt Oberhausen mit. Dort sorgt man sich seit Tagen um den Zustand des Ruhrdeichs an der Stadtgrenze zu Mülheim.

Der Beigeordnete Michael Jehn sagte nach einer Besichtigung vor Ort: "Die Lage am Deich ist weiter stabil." Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr. Die Situation werde genau beobachtet. Der Oberhausener Ruhrdeich, der kritische Schwachstellen gezeigt hatte, war kurz vor Weihnachten von zahlreichen Einsatzkräften gesichert worden. NRW-Umweltminister Oliver Krischer (54, Grüne) dankte allen Beteiligten für das "beherzte Eingreifen".

An 19 Pegeln von NRW-Gewässern war am Dienstag laut LANUV die zweithöchste Warnstufe überschritten, die auf die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller hinweist.

An 37 Messstationen war die erste Warnschwelle überschritten - das bedeutet, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können. Die Pegel am Rhein und der Weser werden bei der Zählung nicht berücksichtigt. Die Stadt Gütersloh teilte am Dienstag mit, dass sich die Situation dort etwas entspannt habe.

Umweltminister Krischer bat alle Bürgerinnen und Bürger, wachsam zu bleiben und sich von Wasser und Deichen fernzuhalten. Mit Blick auf den generellen Hochwasserschutz in NRW sagte er, es gebe zwar deutlichen Sanierungsbedarf, im Großen und Ganzen erfüllten Deiche und Hochwasserschutzanlagen aber ihren Zweck.

Titelfoto: Christian Müller/Westfalennews/dpa

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