Hochwasserschutz in NRW birgt Risiko: Experten äußern deutliche Kritik!
Köln - In Nordrhein-Westfalen gibt es beim Hochwasserschutz nach Einschätzung von Experten einiges zu verbessern.
Langfristig müssten die Ballungsräume zu "Schwammstädten" werden, sagte Frank Obenaus, Vorstand Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft und Lippeverband, am Freitag im WDR.
"Da werden wir aber einen langen Atem brauchen, das sind Projekte, die sicherlich in den nächsten zehn Jahren umgesetzt werden müssen, um dort in Schritten zu mehr Aufnahmefähigkeit der Ballungsräume zu führen."
Obenaus sagte, einerseits gebe es die großen technischen Schutzeinrichtungen wie Deiche und Rückhaltebecken für Hochwasserabflüsse. Daneben benötige man "Notpolder", Speicherflächen für das Wasser im Bedarfsfall.
Zudem müsse aber auch die Wasseraufnahme-Kapazität in den Siedlungsgebieten verstärkt werden, und gerade hier müsse in den nächsten Jahren noch viel geschehen. Jede mögliche Fläche zur Versickerung, zum Rückhalt von Regenwasser müsse genutzt werden. "Das passiert, wenn Sie von außen auf die Siedlungsflächen gucken, noch zu wenig", so Obenaus.
Versiegelung müsse hier zurückgenommen werden, neue Speichermöglichkeiten wie begrünte Dächer müssten geschaffen werden. "Das ist durchaus mühsame Kleinarbeit."
Aachener Hochschullehrer über aufgeweichte NRW-Deiche verwundert
Der Aachener Hochschullehrer Holger Schüttrumpf sagte dem WDR, viele Deiche in NRW entsprächen nicht mehr dem Stand der Technik.
Es gebe derzeit ja noch keine extrem hohen Wasserstände, und von daher dürften die Deiche eigentlich noch nicht versagen, so der Experte für Wasserwirtschaft. "Es verwundert mich natürlich schon, dass so viele Deiche eigentlich momentan aufweichen." Die Lage zeige, dass die Deiche auf den neuesten Stand gebracht werden müssten.
Das sei aber nicht alles: "Wir müssen natürlich Gebäude und Siedlungen schützen. Aber andere Bereiche, die sollten wir dem Fluss zurückgeben." Denn so entstünden Rückhalteräume, die die Wasserstände reduzieren könnten.
Titelfoto: Sascha Thelen/dpa