Hochwasser in Thüringen: Evakuierung aufgehoben, Damm zurückgebaut
Windehausen/Schleusingen - In Thüringen sind die Pegel deutlich zurückgegangen. Im Süden des Freistaats konnte ein Behelfsdamm zurückgebaut werden. Im Norden wurde die Evakuierung von Windehausen, ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Heringen/Helme, aufgehoben.
"Die Sonne scheint gerade so wunderbar, es regnet nicht. Ich gehe aktuell davon aus, dass die Leute Silvester in ihren Häusern verbringen", sagte Matthias Marquardt (54, Linke) am Donnerstagvormittag im Gespräch mit TAG24.
Am Vormittag hatte der Bürgermeister der Landgemeinde Stadt Heringen/Helme die Evakuierung des Ortsteiles Windehausen "mit sofortiger Wirkung" offiziell aufgehoben. Die Evakuierung war laut Marquardt ausgerufen worden, weil der Strom abgeschaltet war, das Abwasser nicht mehr funktionierte und Rettungskräfte den Ort nicht befahren konnten.
Diese drei Gründe seien nun weggefallen. Seit Mittwochabend, 22 Uhr, seien alle Häuser am Stromnetz, das Abwasser funktioniere wieder und die Rettungskräfte könnten den Ort befahren, berichtete der 54-Jährige.
Um Rettungs- und Einsatzkräfte jedoch nicht zu blockieren, bleibt das Betretungsverbot den Angaben nach bis 18 Uhr bestehen. Bis dahin können Bewohner über einen Shuttle-Verkehr vom Industriegebiet in ihre Häuser kommen.
Bewohner haben 2-Stunden-Zeitfenster, um Autos zu holen
Zwischen 18 und 20 Uhr können dann die Autos in den Ort geholt werden. Auch hierzu werde nochmals Shuttle-Verkehr angeboten, hieß es.
Marquardt rechtfertigte die Maßnahme damit, dass man mit großen Pumpen im Einsatz sei. Würde nun der Verkehr beginnen, würde man die Schläuche zerfahren.
In der Zeit zwischen 18 und 20 Uhr werden sämtliche Pumpen für das Holen der Fahrzeuge eingestellt.
Die Pegel sind zwar zuletzt deutlich zurückgegangen, doch das hohe Grundwasser sei weiterhin eine Bedrohungslage, erklärte der Linke-Politiker. Von einer Entspannung der Lage wolle er daher noch nicht sprechen. Man sei aber auf dem Weg zur Normalität.
Auch wenn den Leuten vielleicht nicht zum Feiern zumute sei, aber vielleicht stoße man in den Häusern dennoch auf das neue Jahr an, so Marquardt gegenüber TAG24.
Neuer Regen vorhergesagt
Dass der Weg zur Normalität weiterhin - ohne große Rückschläge - beschritten wird, darauf hoffen sie alle - in Heringen an der Helme. Sonnig und trocken soll es wohl aber nicht bleiben.
Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstagvormittag gegenüber TAG24 mitteilte, ziehen Freitagmorgen von Nordwesten einzelne Schauer auf, die sich dann auf weitere Landesteile ausweiten können.
Bis Samstagmorgen könnten - Stand Donnerstagvormittag - im Südharz zwischen 10 und 15 Liter pro Quadratmeter, in Staulagen des Thüringer Waldes etwa 10 bis 15 Liter zusammenkommen.
Am Südhang des Thüringer Waldes war es zuletzt auch zu einer angespannten Hochwasser-Situation gekommen. Evakuierungsmaßnahmen standen zwischenzeitlich im Raum.
Von einer erneuten Zuspitzung der Lage ging man am Donnerstagvormittag jedoch nicht aus, wie die Redaktion im Gespräch mit Schleusingens Bürgermeister André Henneberg (Freie Wähler) erfuhr.
Bürgermeister Henneberg: "Ihr seid die wahren Weihnachtsengel"
Die Schutzmaßnahmen seien inzwischen zurückgenommen worden, die Lage sei entspannt, so Henneberg. Ein entsprechender Behelfsdamm aus Hunderten Euro-Paletten und weit über Tausend Sandsäcken sowie Dutzenden Metern Folie wurde zurückgebaut.
Der Bürgermeister bedankte sich am Donnerstag auch offiziell via Facebook bei allen Einsatzkräften. "Ihr habt wirklich großartige Arbeit geleistet und seid in diesem Jahr die wahren Weihnachtsengel", teilte er unter anderem mit.
Auf der Facebook-Seite "Feuerwehr Schleusingen" hieß es unter anderem: "DANKE, an die lieben Mitbürger die unseren Einsatzkräften ihre Hilfe anboten, selber mit anpackten und uns Getränke/Speisen zur Verfügung stellten."
Erstmeldung am 28. Dezember, um 11.06 Uhr, aktualisiert um 12.46 Uhr
Titelfoto: Matthias Bein/dpa