Hochwasser in Mitteleuropa: Österreich erklärt Gemeinden zu Katastrophengebiet

Polen/Tschechien/Österreich - Wegen der starken Regenfälle drohen in Deutschlands östlichen Nachbarländern massive Überschwemmungen - und auch für Deutschland warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Gefahren durch anhaltenden Regen.

Menschen platzieren Sandsäcke am Eingang eines Restaurants in Prag und bereiten sich auf das anstehende Hochwasser vor.
Menschen platzieren Sandsäcke am Eingang eines Restaurants in Prag und bereiten sich auf das anstehende Hochwasser vor.  © Dana Kesnerova/XinHua/dpa

In Tschechien hat starker Dauerregen bereits an vielen Flüssen und Bächen zu Hochwasser-Alarm geführt. Die höchste Warnstufe 3 ("Gefährdung") galt am Vormittag an mehr als 35 Pegelstationen, etwa in Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) am Oberlauf der Elbe.

Nach Angaben des tschechischen Wetterdienstes CHMU fielen in den am meisten betroffenen Regionen in den letzten 24 Stunden 100 bis 170 Millimeter Niederschlag. In Mikulovice im Bezirk Jesenik überfluteten Wassermassen aus den umliegenden Feldern Häuser und Straßen.

Probleme bereitete dort auch die Bela, ein Nebenfluss der Glatzer Neiße. In der benachbarten polnischen Region Oppeln trat der Fluss, der dort Biala Glucholaska genannt wird, über die Ufer. Aus dem Dorf Glucholazy mussten 400 Bewohner in Sicherheit gebracht werden.

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In Prag liefen die Vorbereitungen auf das erwartete Moldau-Hochwasser auf Hochtouren. Es sollten in weiteren Stadtteilen Hochwasser-Schutzwände im Uferbereich errichtet werden. Der Schiffsverkehr wurde eingestellt. Mit dem Scheitelpunkt wurde in der tschechischen Hauptstadt in der Nacht auf Sonntag bei einem Durchfluss von rund 1000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde gerechnet.

Die höchste Warnstufe 3 ("Gefährdung") galt am Samstagmorgen an mehr als 25 Pegelstationen. Über das Wochenende wird mit weiter steigenden Wasserständen gerechnet.
Die höchste Warnstufe 3 ("Gefährdung") galt am Samstagmorgen an mehr als 25 Pegelstationen. Über das Wochenende wird mit weiter steigenden Wasserständen gerechnet.  © Petrášek Radek/CTK/dpa

Österreich: An Donau wird Hochwasser erwartet wie es nur alle 30 Jahre vorkommt

Einige Gemeinden in Österreich melden längst Land unter - wie hier im Bezirk Braunau.
Einige Gemeinden in Österreich melden längst Land unter - wie hier im Bezirk Braunau.  © Manfred Fesl/APA/dpa

In den Hochwassergebieten in Österreich spitzt sich die Hochwasserlage bei anhaltendem Regen weiter zu. Das sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (51) am Samstagabend dem Sender ORF. Die Armee stehe bereit, Unterstützung zu leisten.

24 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt. Besonders prekär ist die Lage in der Region Waldviertel in Niederösterreich nördlich von Wien. Dort führte der Kamp, einem Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser.

Der stellvertretende Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, sprach von der "Größenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses". Gemeint ist, dass solche Zustände im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre einmal vorkommen. Vielerorts helfen Feu Einsatzzentralen in Österreich haben wegen der anhaltenden schweren Regenfälle mehr als ein Dutzend Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. In der Region Waldviertel rund 120 Kilometer nordwestlich von Wien wird Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre vorkommt.

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"Die kommenden Stunden werden für den Hochwasserschutz die Stunden der Wahrheit und für unsere Einsatzkräfte und zahlreiche Landsleute zu einer massiven Belastungsprobe", warnte die Landeshauptfrau (Ministerpräsidentin) von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner. "Gerade im Waldviertel erwarten wir Herausforderungen in historischer Dimension."

An der Donau wird ein Hochwasser erwartet, wie es im langjährigen Mittel nur alle 30 Jahre vorkommt. So wurde etwa in der Wachau der mobile Hochwasserschutz aufgebaut.

Am Kamp, einem Zufluss der Donau, stellen sich Behörden auf ein 100-jährliches Hochwasser ein. Einige Ferienhäuser sind bereits geräumt worden. An einigen Stellen ist der Fluss schon über das Ufer getreten.

Am Kamp wurde der Katastrophenhilfsdienst aufgeboten, um ein Umspannwerk in Langenlois zu schützen.

Polen: Stadt Oppeln richtet sich auf Flutwelle der Oder ein

Das Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft sagt für die kommenden Tage starke Regenfälle von 150 Litern pro Quadratmeter in Südpolen voraus.
Das Institut für Meteorologie und Wasserwirtschaft sagt für die kommenden Tage starke Regenfälle von 150 Litern pro Quadratmeter in Südpolen voraus.  © Michal Meissner/PAP/dpa

Nach Dauerregen in Polen richtet sich die schlesische Stadt Oppeln auf eine Flutwelle in der Oder ein.

Der Wasserstand werde am Sonntagmorgen etwa fünf Meter betragen, teilte die Stadtverwaltung am Samstag mit. Bis Montag könne er auf maximal sechs Meter steigen. Eine Gefahr für die Bevölkerung durch das Hochwasser bestehe derzeit nicht. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt liegt der normale Wasserstand der Oder in Oppeln bei etwa vier Metern.

Die Woiwodschaft Oppeln im Südwesten Polens ist bislang am stärksten von den Unwettern getroffen. Am schwierigsten sei die Situation im Bezirk um Prudnik an der Grenze zu Tschechien und im benachbarten Bezirk Nysa, sagte Innenminister Tomasz Siemoniak. "Die kommenden Stunden werden hart. Wir müssen mit vielen neuen Vorfällen und Gefahren rechnen. Ich appelliere noch einmal an die Einwohner und Bürger, auf die Anweisungen der Dienststellen zu hören, insbesondere wenn es um die Evakuierung geht."

Landesweit sei die Alarmstufe an 47 Pegelmessstationen überschritten worden.

Der Bürgermeister von Jarnoltowek ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Staubeckens liegen. Dieses drohte überzulaufen. Die Einwohner von zwei benachbarten Dörfern, die an dem Fluss Zloty Potok liegen, wurden ebenfalls aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.

"Die Situation hat sich sehr zugespitzt, und das innerhalb weniger Minuten. Wir haben wirklich wenig Zeit", sagte Bürgermeister Grzegorz Zawislak dem polnischen Nachrichtenportal Onet.

Erstmeldung 7.48 Uhr, zuletzt aktualisiert um 20.35 Uhr.

Titelfoto: Manfred Fesl/APA/dpa

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