Große Verwüstung nach heftigen Unwettern in der Schweiz: Vermisster tot geborgen
Chur/Zermatt - Nach heftigen Unwettern haben Erdrutsche und Überschwemmungen in der Schweiz erhebliche Schäden angerichtet. Ein Vermisster wurde am Sonntag im Misoxtal in Graubünden tot aus einem Fluss geborgen, für zwei weitere gab es kaum noch Hoffnung.
"Wenn wir die Verschüttungen anschauen mit den riesigen Geröllmassen, sind die Überlebenschancen (...) relativ gering", berichtete ein Polizeisprecher. Die Häuser der Menschen waren am Freitagabend zerstört worden. Eine Frau wurde am Samstagmorgen gefunden und gerettet.
Die Bahnstrecke von Visp nach Zermatt war teils beschädigt und gesperrt. Der autofreie Ort am Matterhorn im Kanton Wallis war mehr als 24 Stunden von der Außenwelt abgeschnitten. Nur auf den letzten Kilometern ab Täsch verkehrten ab Samstagabend wieder Züge. Ansonsten fuhren Busse als Ersatz.
In der Gemeinde Lostallo im Misoxtal war die Bestürzung groß. Bilder zeigten die große Verwüstung: Es war dort ein breiter Schuttkegel zu sehen, der Erdrutsch hatte drei Häuser fortgerissen. Von den beiden Vermissten, die im Dorf bekannt sind, fehlte zunächst weiterhin jede Spur.
"Es wird in der Nähe der Häuser gesucht, aber auch im darunterliegenden Fluss, für den Fall, dass die drei von den Fluten mitgerissen wurden", erklärte Forstingenieur Patrick Mottis, der beim Aufräumen half, der Zeitung "Blick". Als Regierungsmitglied machte sich Außenminister Ignazio Cassis am Sonntag ein Bild von der Lage.
Nach Unwetter in der Schweiz: Autobahnteilstück zerstört
Die Nord-Süd-Straßen durch das Misoxtal nördlich des Comer Sees waren weitgehend gesperrt. Auf der A13 oberhalb von Lostallo wurde ein 200 Meter langes Stück zerstört. An einer Stelle war die gesamte vierspurige Fahrbahn von Wasser unterspült und eingebrochen.
Das Bundesamt für Straßen (Astra) begutachtete die Schäden und wollte am Montag mit Reparaturen beginnen, wenn das Wasser genügend zurückgeht. Wie lange es dauert, war nicht abzusehen. "Aber wir sprechen nicht von Tagen", sagte Astra-Sprecher Lorenzo Quolantoni dem "Blick". Eine Brücke hatte dem tosenden Wasser nach erster Einschätzung aber standgehalten.
Der weltberühmte Skisport- und Wanderort Zermatt mit Blick auf das Wahrzeichen der Schweiz, das Matterhorn, war unterdessen mehr als 24 Stunden von der Außenwelt abgeschnitten.
Sowohl die Bahnlinie als auch die Zufahrtsstraße waren am Freitag gesperrt worden. Im Dorf selbst traten Bäche über die Ufer und donnerten bedrohlich an den Häusern vorbei ins Tal. Alle Einwohner und Feriengäste seien aber die ganze Zeit in Sicherheit gewesen, versicherte die Gemeinde.
Straße ins Rhonetal wieder frei
Zermatt-Besucher müssen ihre Autos in Täsch parken und die letzten fünf Kilometer mit dem Zug weiterfahren. Die Bahnstrecke Zermatt-Täsch wurde am Samstagabend wieder freigegeben, sodass mit dem Auto Angereiste zu ihren Fahrzeugen kamen. Die Straße ins Rhonetal war frei.
Für Bahnreisende bleibt die Anreise schwierig: Zwischen Visp und Täsch verkehrten vorerst nur Busse, weil die Bahntrasse beschädigt worden war. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn warnte im Kurznachrichtendienst X vor Wartezeiten in Visp und Täsch.
An der Rhone drohten vor dem Eintritt in den Genfersee am Freitagabend ebenfalls größere Überschwemmungen. Wegen der heftigen Regenfälle im Gebirge kam es an den Seitenflüssen vereinzelt zu Murgängen [Erdrutschen]. Die Behörden hoben ihren Alarm aber am Sonntag nach dem Nachlassen der Regenfälle auf.
Erstmeldung vom 22. Juni, 7.30 Uhr; zuletzt aktualisiert am 23. Juni, 17.11 Uhr.
Titelfoto: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa