Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz: Helfer in Hochwasserregion bereiten sich auf Unwetter vor

Bad Neuenahr-Ahrweiler - In dem von der Flutkatastrophe stark betroffenen Ahrtal in Rheinland-Pfalz blicken die Menschen mit Sorge auf die Wetterprognosen fürs Wochenende.

Das Ahrtal in Rheinland-Pfalz wurde von der Flutkatastrophe besonders hart getroffen: Das Foto zeigt ein Autowrack inmitten von Ästen und Geröll.
Das Ahrtal in Rheinland-Pfalz wurde von der Flutkatastrophe besonders hart getroffen: Das Foto zeigt ein Autowrack inmitten von Ästen und Geröll.  © Boris Roessler/dpa

"Viele sind unter dem Eindruck des Ereignisses natürlich jetzt auf hab Acht", sagte der Präsident des rheinland-pfälzischen Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rainer Kaul, am Donnerstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Dem Deutschen Wetterdienst zufolge werden schauerartiger Regen und Gewitter in Rheinland-Pfalz erwartet. Es könne erneut Starkregen geben, hieß es.

"Zunächst hoffen wir mal, dass der Regen nicht so heftig wird", sagte Kaul. "Aber das ist eine neue Herausforderung, die wir dann meistern müssen.

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"Nach der Katastrophe wurden in Rheinland-Pfalz am Donnerstag weiterhin 155 Menschen vermisst.

Von den 128 Toten waren 62 identifiziert. Verletzt wurden 766 Menschen.

Flutkatastrophen in Westdeutschland: Milliardenschwerer Aufbaufonds geplant

Das Hochwasser hat in dem Ort Rech im Ahrtal Versorgungsleitungen frei gespült und zerstört.
Das Hochwasser hat in dem Ort Rech im Ahrtal Versorgungsleitungen frei gespült und zerstört.  © Thomas Frey/dpa

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) will den geplanten Aufbaufonds für die Hochwassergebiete in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz finanziell unterstützen.

"Wir tun das gerne, und wir wissen aus eigener Erfahrung, dass wir uns selbst in einer ähnlichen Situation wiederfinden können", sagte Weil der Neuen Osnabrücker Zeitung (Freitag).

"Der Bund ist jetzt dabei, die benötigte Summe zu ermitteln. Dass wir dabei insgesamt über mehrere Milliarden Euro reden, ist aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe natürlich längst absehbar", erläuterte der Regierungschef aus Hannover. Zuvor hatten bereits einige andere Bundesländer ihre Bereitschaft zur Unterstützung der Aufbauhilfe signalisiert.

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Rund eine Woche nach dem Beginn der Hochwasserkatastrophe vor allem im Westen Deutschlands hatte die Bundesregierung am Mittwoch eine Soforthilfe von zunächst 200 Millionen Euro beschlossen.

Weitere Mittel in der gleichen Höhe sollen die betroffenen Länder beisteuern. Außerdem ist ein milliardenschwerer Aufbaufonds geplant.

Nach der Hochwasserkatastrophe von 2013 hatten Bund und alle Länder den teuren Wiederaufbau gemeinsam finanziert.

Update, 23. Juli, 13.12 Uhr: Zweckverband Eifel-Ahr untersagt Wasserverschwendung

Unternehmen aus dem ganzen Land rücken in Dernau mit schwerem Gerät zur Fluthilfe an.
Unternehmen aus dem ganzen Land rücken in Dernau mit schwerem Gerät zur Fluthilfe an.  © Thomas Frey/dpa

Wegen Trinkwasserknappheit hat der Zweckverband Eifel-Ahr jegliche Wasserverschwendung auch für nicht von der Flut betroffene Gebiete untersagt.

Es dürften keine Autos gewaschen, keine Pflanzen gewässert und keine Pools befüllt werden, teilte die Stadtwerke Bonn Regional am Freitag mit. "Der Notstand ist noch nicht vorbei, außerdem brauchen wir ausreichend Wasser für mögliche Brandfälle." Verstöße gegen die Anordnung zum Wassersparen würden geahndet.

Einige Orte hätten wieder an das vorhandene Leitungsnetz angebunden werden können, berichtete der Wasserversorger. Wassersparen sei besonders in den Ortsgemeinden angesagt, in denen die Hochbehälter mit Wasserwagen befüllt werden. Das sind: Ahrbrück, Aremberg, Eichenbach, Fuchshofen, Hümmel, Ohlenhard, Reifferscheid, Rodder, Wershofen und Winnerath. "Hier ist der Wasserverbrauch auf das absolut Notwendigste zu begrenzen."

Insgesamt bleibt das Abkochgebot bestehen, sofern Wasser zum Trinken, Kochen oder zur Zubereitung von Speisen oder Getränken genutzt werde. Zum Waschen und Reinigen könne das Wasser ohne Einschränkung genutzt werden.

Wer mit Schlamm und Überschwemmungswasser in Berührung komme, sollte die betroffene Stelle reinigen, um Infektionen und Hautausschläge oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu vermeiden.

Update, 23. Juli, 12.40 Uhr: Helfer in Hochwasserregion bereiten sich auf Unwetter vor

Fluthelfer fahren in Dernau in Rheinland-Pfalz in einer Baggerschaufel zum Einsatz.
Fluthelfer fahren in Dernau in Rheinland-Pfalz in einer Baggerschaufel zum Einsatz.  © Thomas Frey/dpa

Die Helfer in der von Hochwasser betroffenen Region in Rheinland-Pfalz bereiten sich auf die fürs Wochenende vorhergesagten Gewitter und Starkregen vor.

Auch wenn aus derzeitiger Sicht die Wetterprognose nicht als bedrohlich für den Eifelkreis Bitburg-Prüm eingeschätzt werde, könnte es infolge des zurückliegenden Hochwassers vereinzelt kritische Situationen geben, teilte die Kreisverwaltung am Freitag mit. Der Katastrophenschutz des Kreises treffe daher in Abstimmung mit den Feuerwehren Vorkehrungen, insbesondere würden Sandsäcke vorbereitet. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, sich über "zuverlässige Quellen" in Radio, Fernsehen und Internet oder entsprechende Warn-Apps auf dem Laufenden zu halten.

Nach Einschätzung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) könnte es an der Ahr bei Starkregen wegen verstopfter Kanalisation zu "erneuten Wasseranstauungen in einigen Bereichen" kommen. Die Fachleute arbeiteten aktuell an einer entsprechenden Einsatzplanung, teilte die Behörde am Freitag mit.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet für Rheinland-Pfalz und das Saarland in den Frühstunden des Samstags und am Vormittag vereinzelt mit ersten gewittrigen Regenfällen von Südwesten her. Die Wahrscheinlichkeit für örtlichen Starkregen mit Mengen um 15 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde "ist aber noch gering", erklärte der DWD am Freitag.

Ab den Mittagsstunden werde es gebietsweise teils kräftige Gewitter geben. Dabei könne es lokal eng begrenzt zu Unwetter durch heftigen Starkregen mit Mengen zwischen 25 und 40 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit kommen. Vereinzelt könne es auch Sturmböen bis 85 Stundenkilometer und Hagel mit Korngrößen bis zwei Zentimeter geben.

In der Nacht zum Sonntag würden die Gewitter wieder abklingen. Am Sonntag sei im Tagesverlauf verbreitet mit kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Dabei sind laut DWD auch einzelne Gewitter "mit Starkregen bis in den Unwetterbereich" möglich.

Update, 23. Juli, 9.35 Uhr: Viele Bahn-Schäden bis Jahresende beseitigt

Die Deutsche Bahn ist zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres die größten Schäden in den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten behoben werden können und der Verkehr wieder weitgehend normal läuft.

In manchen Regionen, vor allem in Rheinland-Pfalz, könnte es hingegen länger dauern. "Etwa an Eifel und Ahr ist von den bisherigen Strecken und Anbindungen wahrlich nichts mehr zu erkennen", sagte der Vorstand für Anlagen- und Instandhaltungsmanagement bei der Bahn-Tochter DB Netz, Volker Hentschel, am Freitag. "Hier reden wir von Monaten, wenn nicht sogar an einigen Stellen von Jahren."

Die Bahn schätzt die Schäden an Strecken, Bahnhöfen und Fahrzeugen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro. Derzeit liefen Gespräche über die Finanzierung mit dem Bund. 600 Kilometer Gleise seien betroffen sowie 50 Brücken und Dutzende Stationen und Haltepunkte.

180 Bahnübergänge, 40 Stellwerke und mehr als 1000 Oberleitungs- und Signalmaste seien so schwer beschädigt, dass sie voraussichtlich erneuert werden müssten, sagte Hentschel.

Erneuert werden müssten auch ganze Abschnitte. Dazu gehörten unter anderem mehrere Strecken über Euskirchen, wie die Erfttalbahn, die Eifelstecke und die Voreifelbahn; außerdem die NRW-Strecke der Linie S9 von Wuppertal-Vohwinkel bis Essen-Stehle sowie ein Teil der Ruhr-Sieg-Strecke Hagen-Plettenberg.

Titelfoto: Thomas Frey/dpa

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