Retter entdecken Leiche in Wolkenkratzer-Trümmern: Immer mehr Tote nach Erdbeben

Von Johannes Neudecker

Mandalay/Bangkok - Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. In Thailands Hauptstadt Bangkok bargen die Helfer in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) eine weitere Leiche aus den Trümmern eines eingestürzten Wolkenkratzers, wie die Zeitung "Khaosod" berichtete.

Gut zwei Tage nach einem Erdbeben versuchen Helfer weiter, verschüttete Menschen aus den Trümmern eines Hochhauses in Bangkok zu bergen.
Gut zwei Tage nach einem Erdbeben versuchen Helfer weiter, verschüttete Menschen aus den Trümmern eines Hochhauses in Bangkok zu bergen.  © Carola Frentzen/dpa

In dem immensen Schuttberg des Hochhauses, das sich beim Einsturz noch im Bau befand, werden weitere Verschüttete vermutet. Menschen haben sich dort versammelt und warten verzweifelt auf Nachrichten über ihre Angehörigen, von denen sie seit dem Unglück nichts mehr gehört haben.

Der Sender Thai PBS hatte am Samstag berichtet, dass bereits acht Tote geborgen worden seien. 46 Menschen werden immer noch vermisst. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden, am Vortag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen.

Wie später bekannt wurde, ist die Zahl der bestätigten Erdbeben-Toten in Thailands Hauptstadt Bangkok auf insgesamt 17 gestiegen. 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden mit. 32 Verletzte wurden gemeldet.

Rettungskräfte arbeiten mit Spürhunden.
Rettungskräfte arbeiten mit Spürhunden.  © Sakchai Lalit/AP/dpa
Frauen warten weinend auf Nachrichten, während die Rettungsarbeiten an dem eingestürzten Hochhaus weitergehen.
Frauen warten weinend auf Nachrichten, während die Rettungsarbeiten an dem eingestürzten Hochhaus weitergehen.  © Sakchai Lalit/AP/dpa

Das 30-stöckige Hochhaus im Rohbau war zusammengebrochen, als schwere Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag Südostasien erschütterten. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7.

Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben - das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren.

Bislang 1644 Tote und 3400 Verletzte in Myanmar

Rettungskräfte suchen in Mandalay (Myanmar) nach Überlebenden.
Rettungskräfte suchen in Mandalay (Myanmar) nach Überlebenden.  © Thein Zaw/AP/dpa

Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die "Bangkok Post" berichtete.

Demnach war das Bürogebäude ein Joint-Venture-Projekt der Italian-Thai Development Plc und einer Tochtergesellschaft der China Railway No.10 Engineering Group, die zum chinesischen Staatsbetrieb China Railway Engineering Corporation (CREC) gehört.

Aus dem besonders betroffenen Myanmar dringen nur wenige Informationen nach außen. Die in dem Bürgerkriegsland regierende Militärjunta bestätigte bislang 1644 Tote. 3400 Menschen erlitten Verletzungen. Experten befürchten jedoch, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen, Brücken eingestürzt und ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört.

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Laut "Myanmar Now" brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen.

Hunderte Häuser in China beschädigt

Rettungskräfte brechen am Samstag aus Hongkong (China) in das erdbebengeschädigte Myanmar auf.
Rettungskräfte brechen am Samstag aus Hongkong (China) in das erdbebengeschädigte Myanmar auf.  © -/XinHua/dpa

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt.

Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen.

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar.

Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben, die bei Such- und Rettungsarbeiten und der Erfassung von Schäden unterstützen sollen.

Titelfoto: Fotomontage: Carola Frentzen/dpa//Sakchai Lalit/AP/dpa

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