Im Schlaf überrascht: Heftiges Erdbeben fordert mindestens 132 Tote
Kathmandu (Nepal) - Bei einem starken Erdbeben in Nepal sind in der Nacht Dutzende Menschen getötet worden. Die Lage in der Unglücksregion ist chaotisch, denn auch Stunden nach dem Beben können Helfer noch nicht alle betroffenen Gebiete erreichen.
Ein Sprecher der nationalen Polizei sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von mindestens 132 Opfern, Tendenz steigend. Zahlreiche weitere wurden verletzt.
Das Beben traf die schlafenden Menschen Nepals vollkommen unvorbereitet um 23.45 Uhr (Ortszeit). Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigen Einwohner, die in der Dunkelheit verzweifelt versuchen, Menschen aus den Trümmern zu befreien. Rund um sie herum ist der Großteil der Lehmbauten entweder stark beschädigt oder komplett eingestürzt.
Besonders stark habe es demnach die Distrikte Jajarkot und Rukum im Westen Nepals getroffen.
Die Erschütterungen seien sogar bis in die fast 500 Kilometer entfernte indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren gewesen.
Nach Angaben aus dem nepalesischen Innenministerium starben mindestens 92 Menschen in Jajarkot und 40 in Rukum. Sete Giri, ein Dorfvertreter in dem Distrikt Jajarkot, berichtete der Deutschen Presseagentur von Hunderten beschädigten Häusern.
"Viele Häuser waren traditionell gebaut - aus Stein und Lehm", erklärte Giri. "Das könnte der Grund für die Schäden sein." Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in dem armen Land in Südasien. Teils fehlen dort Straßen sowie andere Infrastruktur.
Beben der Stärke 6,4: Epizentrum mehrere Kilometer entfernt
Einem Sprecher der Polizei in der Provinz Karnali zufolge waren zahlreiche Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Rettungsmaßnahmen zu unterstützen.
Da sich das Beben aber in einer entlegenen Gebirgsregion ereignete, sei es schwierig, Informationen zu erhalten.
Nach Messungen der Nationalen Erdbebenwarte (NEMRC) hatte das Beben eine Stärke von 6,4.
Wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte, lag das Epizentrum des Bebens in einer Tiefe von etwa 18 Kilometern unter der Erde, 42 Kilometer von der Stadt Jumla, unweit der Grenze zur chinesischen Region Tibet.
Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.
Premierminister spricht Erdbeben-Opfern Mut zu
Der nepalesische Regierungschef Pushpa Kamal (68) reiste am Morgen nach dem Unglück umgehend in die betroffenen Gebiete, um sich "ein Bild von den Schäden des verheerenden Erdbebens der letzten Nacht zu machen, die Verletzten zu bergen und den Opfern zu helfen", wie er auf der Plattform X mitteilte.
Er appellierte außerdem daran, dass Politik und Zivilgesellschaft in einer solchen Situation eng zusammenarbeiten müssten, um schnell die nötige Hilfe bereitstellen zu können.
Nepal wird häufig von Erdbeben erschüttert, da das Land an einer Bruchstelle zwischen der indischen und der eurasischen Kontinentalplatte liegt. Im November 2022 starben sechs Menschen bei einem Beben der Stärke 5,6 im Distrikt Doti, der an den nun getroffenen Distrikt angrenzt.
Titelfoto: Balkumar Sharma/ AFP