Bundesweites Entsetzen über Polizisten-Tod: Debatte über Islamismus losgetreten
Mannheim/Berlin - Trauer, Bestürzung, Wut - der Tod des Polizisten Rouven L. nach der Messerattacke am Freitag in Mannheim hat heftige Reaktionen zur Folge.
Bundesweit trauerten Polizeibehörden, Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt auf der Plattform X unter dem Hashtag #einervonuns um den gestorbenen Kollegen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68, SPD) erklärte: "Ich bin tief erschüttert über den Tod des Polizisten, der in Mannheim mutig eingriff, um Menschenleben zu schützen." Steinmeier zeigte sich zugleich besorgt über eine "Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land."
"So darf es nicht weitergehen. Gewalt gefährdet, was unsere Demokratie stark gemacht hat", mahnte der Bundespräsident.
Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) schrieb auf X: "Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen bitteren Stunden in Gedanken bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern."
CDU-Chef Friedrich Merz (68) betonte auf X: "Aus dem Messerangriff am Freitag ist heute heimtückischer Mord geworden. Meine Gedanken sind bei der Familie. Es ist einfach furchtbar."
"Dieser Mord muss harte Konsequenzen haben, auch für diejenigen, die mit dem Täter sympathisieren", so Merz.
Christian Lindner: "Schluss mit falscher Toleranz"
Das Motiv des 25-jährigen Täters ist noch immer unklar. Bisher war der in Afghanistan geborene Mann, der 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig - er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden.
Zahlreiche Politiker verbanden ihre Stellungnahmen aber mit Warnungen vor dem Islamismus. "Der Täter muss mit maximaler Härte des Gesetzes für seine mörderische Tat bestraft werden. Das Motiv wird weiter untersucht, aber klar ist: Unsere Sicherheitsbehörden haben die islamistische Szene fest im Visier und verstärken diesen Kampf weiter", schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) auf X.
FDP-Chef Christian Lindner (45) zeigte sich auf der Plattform "wütend, was in unserem Land passiert". "Gegen den islamistischen Terrorismus müssen wir uns zur Wehr setzen. Die Sicherheitsbehörden werden wir dafür finanziell weiter stärken. Schluss mit falscher Toleranz", mahnte der Bundesfinanzminister.
Die AfD-Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla äußerten Sorge, dass sich Beamte "wegen einer verfehlten Migrations- und Sicherheitspolitik täglich in Lebensgefahr begeben müssen".
Weidel und Chrupalla forderten zugleich, die Zuwanderung aus Afghanistan zu beenden und Rückführungen dorthin in Angriff zu nehmen.
Ricarda Lang: "Feind der freien Gesellschaft"
Auch Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (40, Bündnis 90/Die Grünen) richtete den Blick auf die Gefahren des Islamismus.
"Wenn sich der nahe liegende Verdacht bestätigen sollte, dass es sich tatsächlich um eine islamistische Tat handelt, dann wird es höchste Zeit für ehrliche Debatte über die Gefahren von Islamismus - ohne Naivität, ohne Scheuklappen, ohne doppelte Standards", schrieb Bayaz auf X.
Einer aufgeklärten Gesellschaft sei eine schonungslose Debatte zumutbar, "wenn sie niemanden unter Generalverdacht stellt, aber gleichzeitig die Dinge klar beim Namen nennt", betonte der Grünen-Politiker.
Die Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang (30) sagte in der ARD-Sendung "Caren Miosga": "Der Islamismus ist der Feind der freien Gesellschaft. Genau als solcher muss er auch behandelt werden".
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