Lufthansa kritisiert Flughafen München: "Abfertigung findet statt wie vor 30 Jahren"
Frankfurt am Main/München - An deutschen Flughäfen werden die Flugzeuge nach Darstellung der Lufthansa wie vor 30 Jahren abgefertigt. Besonders gerät dabei auch der einstige Vorzeigeflughafen München in die Kritik, der zudem nach der Corona-Krise nicht schnell genug neues Personal gefunden habe.
Die Flughafengesellschaft komme bei der Personalrekrutierung nicht im gleichen Maße voran wie die Fraport in Frankfurt, kritisierte der Organisationschef der Fluggesellschaft, Karl Brandes, am Dienstagabend.
Der Lufthansa seien die Probleme bei der Rekrutierung neuer Leute aus eigener Erfahrung bewusst. Man habe auch versucht, die Partner an den Drehkreuzen bei Personalsuche und Einsatz zu unterstützen. Dies werde in München zusätzlich durch den für das Frühjahr vorgesehenen Wechsel des Abfertigungsdienstleisters beeinflusst.
An allen Flughäfen müssten die Abläufe bei der Flugzeugabfertigung modernisiert werden, verlangte der als Pilot erfahrene Manager Brandes. Hier geht es beispielsweise um das schnelle Bereitstellen von Passagiertreppen, Betankung oder das Laden von Gepäck und Verpflegung.
"Das ganze Thema Innovation muss deutlich nach vorne gebracht werden. Die Abfertigung heute findet statt wie vor 30 Jahren." Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, müssten Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz vorangetrieben werden.
Lufthansa kritisiert fehlende Innovation bei Flugzeugabfertigung
Münchens Flughafen-Chef Jost Lammers wies die Kritik zurück. "Sowohl bei der Rekrutierung von Personal als auch bei diversen Innovations- und Optimierungsprojekten arbeiten wir in einer sehr engen Partnerschaft mit der Lufthansa intensiv und erfolgreich zusammen", sagte er laut Mitteilung.
Allein im vergangenen Jahr habe man mehr als 1000 neue Beschäftigte eingestellt, davon mehrere hundert bei der Abfertigungstochter AeroGround. Lammers verwies auf innovative Projekte wie den Einsatz von CT-Scannern bei der Passagierkontrolle oder von Biometrietechnik bei der Bordkartenkontrolle im Terminal 2.
München ist das zweitgrößte Drehkreuz der Lufthansa. Jahrelang hatten Lufthansa-Manager ihre größere Basis Frankfurt wegen fehlender Pünktlichkeit und Effizienz kritisiert. Hier hat es aus Sicht des Unternehmens zuletzt aber Fortschritte gegeben.
Auch wegen der Engpässe am Boden kann die Lufthansa nach den Worten ihres Airline-Chefs Jens Ritter nicht so wachsen wie gewünscht. Dies und der weiter bestehende Mangel an neuen Flugzeugen träfen auf eine sehr starke Nachfrage insbesondere nach Fernreisen.
Die Lufthansa werde weiter wachsen, aber nach den Erfahrungen der Vorjahre auch das Gesamtsystem nicht überlasten.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa