Mathematiker verrät, wie er vierzehnmal im Lotto gewonnen hat
Australien - Reichtum, so komme! Genau das war der Plan von dem selbst ernannten Mathematiker Stefan Mandel. Um seiner Armut zu entkommen, beschloss er, Lotto zu spielen. Mit bahnbrechendem Erfolg.
Der Beginn der Geschichte klingt wie ein Märchen. Der gebürtige Rumäne Stefan Mandel hatte in den 60er-Jahren Probleme, mit seinen spärlichen finanziellen Mitteln zu überleben.
Doch wie viele andere wählte er nicht den Weg in die Kriminalität, sondern eine etwas ungewöhnliche Variante: die Lotterie.
Die Zeitschrift TheHustle berichtet von dem außergewöhnlichen Menschen, der sein Leben komplett umkrempelte. Der Ökonom bezeichnete sich selbst als "philosophischen Mathematiker".
Mandel vertraute nicht auf Glück oder Zufall.
Er verbrachte fast jede freie Minute damit, Lektüre des bekannten mathematischen Genies Leonardo Fibonacci zu lesen.
Nach Jahren des Studiums fand er einen Algorithmus, der ihm zum Gewinn der Lotterie verhelfen sollte.
Normalerweise bestehe die Chance eines Lottogewinns von 6 aus 49 bei 1 zu rund 14 Millionen. Sollte er sich 15 Nummern aussuchen und somit erforderliche 5005 Spiele kaufen, würden seine Chancen auf 1 zu 2794 steigen. Mandel behauptete, er könne durch Berechnungen mittels dieses Algorithmus die 5005 möglichen Kombinationen auf nur 569 reduzieren.
Wenn sich sechs der Gewinnzahlen unter seinen 15 befänden, würde er mindestens den zweiten Preis und Hunderte von kleineren gewinnen. Die Chance, den Hauptgewinn zu ergattern, läge bei 1 zu 10.
Gemeinsam mit vier Freunden kaufte Mandel pro Person 228 Tickets für eine Ziehung. Er gewann den ersten Preis und konnte sich mit diesem Geld ein neues Leben, fernab von seiner Armut ermöglichen.
Ein größerer Jackpot wartete bereits auf ihn
Nach Jahren der Reiselust in Europa ging Mandel nach Australien.
Hier beschloss er, erneut beim Lottospielen tätig zu werden. In Australien gab es, wie überall auf der Welt, zu jenem Zeitpunkt viele verschiedene Lotterien. Mal war der Höchstgewinn auf 10 Millionen ausgelegt, mal ging es um eine Ziehung von 6 Zahlen aus 40.
Mandel kam eine einfache, jedoch grandiose Idee. Er berechnete mit simpler Mathematik, wie man es hierzulande in der Schule lernt, die Kombinations-Möglichkeiten.
Bei einer Ziehung von sechs Zahlen zwischen 1 und 40 ergaben sich rund 3,9 Millionen Variationen. Ein Ticket kostete einen australischen Dollar. Sollte Mandel nun 3,9 Millionen Tickets kaufen und diese mit jeder möglichen Kombination ausfüllen, würde er den Hauptgewinn machen. Trotz der knapp vier Millionen investierten Dollar hätte er immer noch viel Profit gemacht.
Bei diesem Plan begannen die Probleme. Woher sollte das Geld stammen? Mandel hatte bei seinem ersten Gewinn "nur" Beträge in Höhe von umgerechnet mehreren Tausend Euro ergattert. Zudem wäre es ein immenser Aufwand, MILLIONEN Tickets auszufüllen.
Mandel überzeugte Unternehmer davon, in sein System einzusteigen. Er stellte einen Raum voller Computer, welche auf der Basis eines Algorithmus jede mögliche Kombination ausdrucken. Zuvor hatte er sich tatsächlich daran gemacht, jede Kombination per Hand auszufüllen.
Das Verteilen der Tickets und die Bezahlung dieser an den Verkaufsständen war ein immenser logistischer Aufwand. Doch dieser war es wert, denn Mandel gewann mit der Methode über zwölfmal die Lotterie in Australien. Den Gewinn teilte er sich mit seinem Syndikat. Seine Erträge zogen jedoch negative Aufmerksamkeit auf ihn. Die australische Behörde veränderte das Gesetz, sodass es nicht mehr möglich war, alle möglichen Kombinationen zu erstehen.
Mandel ging in die USA, dort machte er weiter
Da sein System in Australien so gut funktioniert hatte, beschloss Mandel weiterzugehen. Er machte sich auf in die USA, wo viele Bundesstaaten das Prinzip der Lotterie gerade erst eingeführt hatten. Hier war es in den vereinzelten Staaten meist erlaubt, die Tickets zu Hause auszudrucken und diese ohne Begrenzung zu erwerben.
Die Lotterie in Virginia bot Mandel große Vorteile. Die Zahlen reichten lediglich von 1 zu 44, was ihm "nur" rund 7 Millionen mögliche Kombinationen lieferte.
Unter enormem logistischen Aufwand gewann er schließlich im Jahr 1992 den 27-Millionen-Dollar Jackpot. An zahlreiche Investoren zahlte er das Geld aus.
Obwohl das gesamte Vorhaben zu jenem Zeitpunkt laut Gesetz in den USA legal gewesen war, überschlugen sich die negativen Schlagzeilen in den Zeitungen. Mandel und seine Komplizen wurden als Betrüger bezeichnet. Ermittlungen wurden eingeleitet.
Doch bis heute musste Mandel niemals einen Knast von innen sehen. Da er sich erheblich mehr Geld als seinen Investoren ausgezahlt hatte, kam es zu Differenzen innerhalb der Gruppe. Er hörte mit dem System auf. Zudem hatte man in den USA die Lotterie verändert, sodass Aktionen wie die von Mandel nicht mehr möglich waren.
Heute lebt Mandel in einem Strandhaus auf der tropischen Insel Vanuatu, einem Land vor der Küste Australiens. Von Lotterie hat er nach eigenen Aussagen genug.
Seine damalige Brisanz ist auch heute noch unvergessen. Leider lässt sich sein System aufgrund der Gesetzesänderungen so nicht wiederholen. Doch er wird unvergessen bleiben als der Mann, der vierzehnmal die Lotterie gewann.
Titelfoto: Tom Weller/dpa