Kirche schließt Sex-Ausstellung: Kritik an expliziter Darstellung
Nürnberg - Nach Kritik an teils expliziten sexuellen Darstellungen hat die Nürnberger Egidienkirche die Ausstellung "Jesus liebt" mit Bildern des Regisseurs Rosa von Praunheim (80) vorübergehend geschlossen.
Das habe der Kirchenvorstand bei einem Treffen am Dienstag beschlossen, heißt es auf der Homepage der Gemeinde. Es habe eine "Vielzahl an Rückmeldungen" auf die Ausstellung gegeben.
Die Ausstellung war seit dem 21. Juli zu sehen.
Der geschäftsführende Pfarrer des Kirchenvorstands, Martin Brons, erklärte: "Wir stellen uns der Aufgabe, die entstandenen Verletzungen, die einzelne Bilder ausgelöst haben, ernst zu nehmen. Zugleich ist es auch unsere Aufgabe, in der weltoffenen Kulturkirche St. Egidien gesellschaftspolitisch und religiös herausfordernden künstlerischen Positionen Raum zu geben."
Rosa von Praunheim gilt als einer der Wegbereiter der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland.
Dem Flyer zur Ausstellung zufolge enthielt die Ausstellung unter anderem "Männerpaare, die in großer Selbstverständlichkeit Leib, Liebe und Sexualität als lebens- und lustspendende Daseinskräfte 'zurückerobert' oder nie verloren haben".
"Provokation": Werke von Rosa von Praunheim hinter Sichtschutz ausgestellt
Drei Werke wurden dabei aufgrund "der explizit gezeigten sexuellen Aktivitäten in einen geschützten Bereich hinter den Paravent platziert". Sie haben unter anderem die Titel "Der Papst träumt von der Liebe" und "Ficken für den Frieden".
Die Ausstellung war im Zusammenhang mit dem Nürnberger Christopher Street Day gestartet. Dessen Förderverein betonte am Mittwoch: "Wir halten diese Ausstellung für eine großartige Möglichkeit, um mit Menschen in Austausch zu treten, auch wenn wir nicht einer Meinung sind."
Schon vor der Vernissage sei Verein und Kulturpfarrer klar gewesen, "dass die gezeigten Bilder in einer Kirche für manche Personen eine Provokation darstellen. Jedoch wollen wir lediglich die Auseinandersetzung mit Sexualität, und in diesem Fall der Homosexualität, fördern."
Man respektiere den Entschluss der Kirche, "nach kritischen Kommentaren die Ausstellung vorübergehend zu schließen", man wünsche sich aber, dass sie bald wieder öffne.
"Denn eine dauerhafte Schließung würde ein ernsthaftes Bekenntnis zu einer Kulturkirche und der Öffnung der evangelischen Kirche in Frage queerer Lebensentwürfe infrage stellen."
Titelfoto: Bildmontage: Jens Kalaene/dpa, G. Ronald Lopez/ZUMA Wire/dpa