Trauerbegleitung mal ganz anders: Künstlerin schreibt Lieder für Sterbende

Leipzig - Im Falle einer Geburt denkt man noch nicht über den Tod nach. Was mit unserem Leben unvereinbar scheint, ist für Nadine Maria Schmidt (44) konkrete, kreative Praxis: Die Sterbe- und Trauerbegleiterin erschafft anlässlich eines Todesfalls musikalische Denkmäler.

Die Leipziger Liedermacherin Nadine Maria Schmidt (44) mit Ukulele.
Die Leipziger Liedermacherin Nadine Maria Schmidt (44) mit Ukulele.  © Ralf Seegers

Es ist eine besondere Form, sich zu verabschieden, dem Verstorbenen mittels eines Liedes auf Wiedersehen zu sagen. "Es kann die Perspektive des Toten auf das vergangene Leben sein, die sich mit dem Lied ausdrückt. Oder die Verbliebenen vermitteln mit den Strophen ihre Dankbarkeit. Vieles ist möglich", erklärt die Leipziger Liedermacherin.

Dafür bringt Nadine Maria seit März einen Fragebogen zum Gespräch mit Sterbenden und deren Angehörigen.

Aus den Fragen entwickelt sich eine gemeinsame Idee, die Künstlerin schreibt mit: "Ich sammle Gedanken, Erinnerungen, Ängste und Wünsche. Das können schonmal 20 Seiten Notizen für ein musikalisches Denkmal sein."

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Als Nadine Maria Schmidt 16 Jahre alt war, trat der Tod erstmals in ihr Leben. Ihre geliebte Oma lag damals im Sterben: "Ich habe gemerkt, dass ich keine Angst vor dem Ende habe. Im Gegenteil. Da ist so viel Liebe im Tod, das ist für mich persönlich ein bisschen wie eine umgedrehte Geburt."

Glaubhafte Sätze einer Künstlerin, die im Sommer 2024 auch ihren eigenen Vater in den Tod begleitet hat.

Schmidt: "Auf Wunsch trage ich das Lied zur Beerdigung vor"

Ein Denkmal zu Ehren eines Verstorbenen kann auch akustischer Natur sein.
Ein Denkmal zu Ehren eines Verstorbenen kann auch akustischer Natur sein.  © IMAGO/Daniel Scharinger

Nach dem Studium der Literaturwissenschaft begann sie, hauptberuflich Lieder zu schreiben, über menschliche Dramen, Schicksalsgeschichten.

Später vertonte sie auch Lyrik namhafter Dichter, wurde mehrfach ausgezeichnet und trat in TV-Shows auf.

Nachdem das Leipziger Diakonie-Hospiz auf die musikalische Arbeit der Sterbebegleiterin aufmerksam geworden war, kann sie nun für die nächsten zwei Jahre mittels EU-Fördergeldern ihre musikalischen Denkmäler deren Hospizgästen und Angehörigen kostenlos anbieten.

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Die Deadline zur Abgabe eines Denkmal-Songs ist pragmatischer Natur, die Beerdigung: "Auf Wunsch trage ich das Lied zur Beerdigung vor. Das ist immer eine sehr intime und berührende Erfahrung."

Mehr Infos: deinmusikalischesdenkmal.de.

Titelfoto: Ralf Seegers

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