Als Baby vertauscht: Erst nach 57 Jahren erfahren Betroffene die Wahrheit

Stavanger (Norwegen) - Im Alter von 57 Jahren mussten zwei Frauen aus Norwegen erfahren, dass sie als Baby vertauscht wurden. Den Behörden sollen schon länger davon gewusst haben. Nun hoffen die Betroffenen auf Gerechtigkeit.

Zwei Norwegerinnen wurden als Baby vertauscht. Die mittlerweile 59-Jährigen hoffen auf Gerechtigkeit. (Symbolbild)
Zwei Norwegerinnen wurden als Baby vertauscht. Die mittlerweile 59-Jährigen hoffen auf Gerechtigkeit. (Symbolbild)  © 123rf/nenovbrothers

Es ist ein unglaublicher Skandal.

Als Karen Rafteseth Dokken (79) im Jahr 1965 ein gesundes Mädchen zur Welt brachte, war die Norwegerin außer sich vor Freude. Mona sollte sie heißen, wie ihre Mutter.

Doch was Frau Rafteseth Dokken nicht wusste: Das Mädchen mit den dunklen Locken war nicht ihr biologisches Kind. Im Gesundheitszentrum von Eggesbønes hatte man offenbar geschlampt, zwei Neugeborene vertauscht.

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Die kleine Mona wuchs behütet an einem Fjord auf. Doch irgendwie habe sie sich immer anders gefühlt^, als würde sie nicht dazugehören, sagte die mittlerweile 59-Jährige zum Fernsehsender NRK. Sie habe kreative Interessen, während der Rest der Familie absolut sportverrückt sei, schildert die Vertauschte.

Die Ungewissheit wuchs: Mehrfach fragte Mona ihren Vater, ob sie denn wirklich seine Tochter sei. 2021 schickte die damals 57-Jährige ihre DNA an eine Ahnenforschungsplattform und war total geschockt. "Ich hätte nie gedacht, dass ich nicht die richtige Mutter habe." Für Familie Rafteseth Dokken brach eine Welt zusammen.

Endlich kennt Mona die ganze Wahrheit, weiß, dass sie als Baby mit Linda Risvik Gotaas vertauscht wurde. Sowohl Karen als auch die beiden Frauen, von denen nur eine ihre leibliche Tochter ist, wollen im Austausch bleiben. Zu ihrer biologischen Mutter hat Mona hingegen keinen Kontakt, der Vater ist bereits verstorben.

Fall beschäftigt jetzt die Gerichte

Jetzt beschäftigt sich ein Gericht mit dem unglaublichen Vorfall.
Jetzt beschäftigt sich ein Gericht mit dem unglaublichen Vorfall.  © Terje Pedersen / NTB / AFP

Inzwischen haben die Betroffenen den norwegischen Staat verklagt. Ein Gerichtsprozess ist derzeit vorm Bezirksgericht Oslo abhängig, berichtet NRK weiter. Streitwert: 20 Millionen Norwegische Kronen (1,71 Millionen Euro)

Denn es kam raus, dass Monas leibliche Mutter bereits 1983 nach einem Bluttest über die Verwechslung informiert wurde. Auf Drängen der Behörden entschied sie sich offenbar zu schweigen. Trotzdem wurde eine interne Untersuchung eingeleitet und die Verwechselten zweifelsfrei identifiziert, die Sache offenbar vertuscht.

Vor Gericht wollen weder Gemeinde noch der Staat die Verantwortung für den Fall übernehmen. Die Verwechselung habe 1965 in einem privaten Krankenhaus stattgefunden. Als die Sache im Jahr 1983 an Licht kam, habe man keine Befugnis gehabt, die betroffenen Familien zu informieren, referierte Asgeir Nygaard, der vor Gericht den norwegischen Staat vertritt.

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Eine außergerichtliche Einigung lehnte er ab. Das Urteil folgt.

Titelfoto: 123rf/nenovbrothers

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