Wüsten-Diktatur: Wie ein Mann, der alle Länder der Erde bereiste, seinen eigenen Staat erschuf
Slowjamastan - Weil Randy Williams nach eigenem Bekunden schon alle Länder der Erde gesehen habe, gründete der US-Amerikaner kurzerhand sein "eigenes Land" in der Wüste Kaliforniens. Schon 500 Menschen haben sich dem selbst ernannten Sultan angeschlossen und dürfen sich über die kuriosen Gesetze, die in der Spaß-Republik gelten, freuen. Willkommen in "Slowjamastan".
Ungefähr zwei Autostunden von San Diego (Kalifornien) entfernt, liegt inmitten der Wüste ein karges Flecken Land: Slowjamastan. Ein großes Schild begrüßt Besucher an der "Landesgrenze", ansonsten gibt es noch eine Telefonzelle, einen Schlagbaum mit Grenzhäuschen und einen Schreibtisch unter freiem Himmel, an dem der Sultan gern seine Audienzen hält. Viel mehr nicht. Journalisten des Fernsehsenders CNN reisten nun in das Spaß-Land und ließen sich von Sultan Randy Williams persönlich herumführen.
Wenn er kein Land zu regieren habe, ist er als Radio-DJ tätig und lege Slow Jam auf, erklärt Williams. Nebenbei reise er sehr viel. Kürzlich kam er aus Turkmenistan zurück, das sei das 193. Land, in dem er gewesen sei, erzählt der Herrscher wohlgelaunt. Mehr von den Vereinten Nationen anerkannte Staaten gibt es nicht.
Williams zu CNN: "Einfach erklärt: Mir sind die Länder ausgegangen, also habe ich mein eigenes geschaffen."
Und so kaufte er für umgerechnet 17.600 Euro ein Stück Wüste, scharte einige Freunde um sich und rief am 1. Dezember 2021 die "Unabhängigkeit" von den Vereinigten Staaten aus.
"Die meiste Zeit sind wir eine Diktatur"
Seit Gründung der Republik gibt Williams Reisepässe aus, verkauft "Visa" und erlässt Gesetze. So ist den Untertanen das Tragen von "Crocs" strengstens untersagt, das Hören von "Mumble Rap" ebenso. Wer mit einem Flugzeug über Slowjamastan fliegt, hat dabei die Schuhe anzulassen. Bürger sollten sich zudem im Klaren sein, wie man Toilettenpapier richtig aufhängt. Raser mag der Sultan überhaupt nicht, es sei denn, man bringt dabei frische Tacos.
Bei Nichtbeachtung drohen drakonische Strafen bis hin zur "Verbannung" aus Slowjamastan.
Gefragt zum Regierungssystem: "Die meiste Zeit sind wir eine Diktatur", erklärt Williams. "Gelegentlich veranstalten wir spezielle Abstimmungszeremonien und Referenden. Kürzlich habe ich die Bürger darüber abstimmen lassen, was unsere Nationalfrucht, unser Nationalsport und sogar der Name unseres Nationaltiers sein soll."
Die Bürger entschieden sich für den "Slowjamastan-Waschbären".
Slowjamastan ist Satire auf reale Diktaturen
Sultan Randy Williams will mit Präsident Biden verhandeln
Sultan Williams, der gern eine auffällige grüne Uniform, Epauletten und protzige Orden trägt, versteht "Slowjamastan" als Satire auf real existierende Diktaturen. Bei öffentlichen Auftritten umgibt sich der Mann, der schon in Nordkorea war, oft mit grimmig aussehenden Sicherheitskräften, die Sonnenbrille und dunkle Anzüge tragen.
Parallel dazu reist Williams weiter um die ganze Welt, um diplomatische Beziehungen aufbauen, wie er sagt. Seinen Slowjamastani-Reisepass hat er immer dabei. 16-mal gelang es ihm, das Fake-Dokument am Flughafen bereits stempeln zu lassen. Neben einigen afrikanischen Ländern hat er Stempel von Vanatu, Neuseeland und Südafrika eingeheimst.
Für den Sultan ist klar: Alle Länder, die das Dokument akzeptierten und stempelten, haben Slowjamastan damit faktisch anerkannt.
Sein langfristiges Ziel: mit Präsident Biden auf Augenhöhe verhandeln und die USA zur Anerkennung seiner Mikronation bewegen. Doch trotz mehrfacher Kontaktaufnahme über "E-Mails, Facebook, Twitter, Instagram und MySpace" geht das Staatsoberhaupt des "Nachbarstaates USA" keinen Zentimeter auf ihn zu.
"Ich bin ein wenig frustriert, weil ich zugeben muss, dass unsere Nachrichten alle ungelesen geblieben sind", muss sich der Sultan dann auch eingestehen.
Er vermutet: "Vielleicht sind sie in seinem Spam-Ordner gelandet. Wir gehen fest davon aus."
Titelfoto: Republic of Slowjamastan Ministry of Communications