Was ist denn hier los? Mehr als Tausend Särge mitten in der Stadt aufgebahrt
Rom (Italien) - Auf der weltberühmten Piazza del Popolo im Herzen Roms wurden Touristen am heutigen Dienstag von mehr als Tausend Särgen verdrängt. Die Aktion war an Politik und Regierung adressiert.
Die Gewerkschaft UIL machte in der italienischen Hauptstadt mit einer besonderen Aktion großflächig auf eine ernste Angelegenheit aufmerksam.
Genau 1040 Särge aus Pappe sollten an die Menschen erinnern, die im vergangenen Jahr bei der Arbeit ums Leben kamen.
"Wenn wir auf diesen Platz blicken, scheinen wir den Hilfeschrei der Familien so vieler Menschen zu hören, die nicht zu ihren Frauen, Männern, Kindern und Angehörigen zurückgekehrt sind", zitierte Roma Today die Gewerkschaft.
Zugleich forderte die UIL Politik und Regierung dazu auf, in die Sicherheit an Arbeitsplätzen zu investieren und "diejenigen zu bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten". Firmen, die gegen Sicherheitsauflagen verstoßen, müssten geschlossen werden.
UIL-Generalsekretär spricht von Mord am Arbeitsplatz
UIL-Generalsekretär Pierpaolo Bombardini sprach gegenüber der Französischen Presseagentur sogar von Mord. "Es sind nämlich Morde. Wenn Sicherheitsregeln verletzt werden, sind das keine Unfälle, es ist Mord", sagte Bombardini.
Erst Mitte Februar hatte es einen tragischen Unfall in Florenz gegeben, bei dem fünf Menschen beim Bau eines Supermarkts ums Leben kamen. Dabei brach eine Betonkonstruktion zusammen und begrub die Arbeiter unter sich.
Laut EU-Statistikbehörde wurden im Jahr 2021 in Italien 2,66 Todesfälle pro 100.000 Erwerbstätige verzeichnet. Der europaweite Schnitt liege dagegen bei 1,76 Todesfällen.
Die Länder mit den höchsten Raten sind laut Statistik Malta (3,34), Litauen (3,75) und Lettland (4,29). In Deutschland (0,84), Griechenland (0,58) und den Niederlanden (0,33) dürfen sich Arbeiter dagegen sicherer fühlen. Dort passieren die wenigsten tödlichen Unfälle.
Titelfoto: Tiziana FABI / AFP