Ehepaar verkauft Haus, doch das Geld landet bei einer Fremden: Dann fängt das Drama richtig an
Taunusstein - Ein Ehepaar aus Südhessen musste monatelang auf ihr Geld aus einem Hausverkauf warten, weil dieses auf einem fremden Konto gelandet war - auch weil sich vorerst niemand zuständig fühlte, den Fehler zu korrigieren und entscheidende Informationen preis zu geben.
Stell' Dir vor, Du erwartest einen warmen Geldregen aufgrund des Verkaufs einer Immobilie, doch der landet anstatt auf Deinem Konto auf dem einer fremden Person. Doch damit noch lange nicht genug: Als er es Dir endlich zurückzahlt, fehlt ein satter Batzen, den Du wohl erst in vielen Jahren wieder Dein eigen nennen können wirst.
Von dieser schier unglaublichen Odyssee für ein Paar aus Taunusstein im Rheingau-Taunus-Kreis berichtete kürzlich die Hessenschau. Seinen Anfang nahm das Drama bereits im Jahr 2021. Die Vermählten hatten ein Haus geerbt und veräußerten dieses an einen zahlungswilligen Käufer.
Nach den notwendigen Unterschriften beim Notar schien vorerst auch alles in trockenen Tüchern zu sein. Doch die 164.000 Euro Verkaufserlös landeten partout nicht auf dem Konto des Ehepaares. Kurz darauf der Schock: Eine falsche Kontonummer, wohlgemerkt nicht durch einen unglücklichen Zahlendreher oder Ähnliches verursacht, im Notarvertrag hatte dafür gesorgt, dass das Geld bei einer Frau aus dem rund 60 Kilometer entfernten Dreieich landete.
Das herauszufinden, war jedoch alles andere als leicht und schnell erledigt. Denn dem um ihr Geld bangenden Pärchen durfte die zuständige Sparkasse keine Auskunft über den Kontoinhaber geben - aufgrund des Bankgeheimnisses. Anders hätte es sich verhalten, hätte der Hauskäufer die entsprechende Anfrage gestellt - doch der zeigte daran vorerst kein Interesse, wie die Hessenschau weiter berichtete.
Das änderte sich erst, als ihm die finale Übergabe samt der entsprechenden Eintragungen als rechtmäßiger Besitzer der Immobilie verwehrt wurden.
Verantwortliche Partien hüllen sich in Schweigen, unrechtmäßig Begünstigte reagiert dreist
Damit hatte das große Bangen noch lange kein Ende. Denn die ermittelte Kontoinhaberin wandte sich an eine Anwältin und zahlte vorerst nur einen Betrag von 110.874,65 Euro zurück. Zwar konnte es nicht bestätigt werden, doch es scheint mehr als wahrscheinlich, dass die Differenz von gut 54.000 Euro verprasst wurde.
In einem Anwaltsschreiben ließ die unrechtmäßig Begünstigte schließlich mitteilen, dass sie das Geld zwar zurückzahlen wolle, allerdings in monatlichen Raten von 300 Euro. Somit müssten die Hausverkäufer satte 15 Jahre auf den Rückerhalt der gesamten Summe warten - dreister geht es wohl kaum.
Als Ursprung der gesamten Misere sahen die Geprellten vor allem die Fehleintragung in den Notarvertrag. Seitens des Juristen übte man sich jedoch ebenfalls in Wortlosigkeit und berief sich auf die Verschwiegenheitspflicht. Wie die völlig falsche IBAN dort überhaupt landen konnte, dürfte wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.
Letztlich wird den um eine stolze Menge Geld geprellten Hausverkäufern keine andere Wahl bleiben, als hilflos auf die monatlichen Zahlungen zu warten. Denn eine erstattete Anzeige wurde bereits vom zuständigen Staatsanwalt abgewiesen.
Titelfoto: dpa/Angelika Warmuth