Roboter gegen die Einsamkeit: Sieht so die Zukunft in Pflegeheimen aus?
Genf (Schweiz) - Roboter Nadine springt ein, wo Not am Mann ist: in der Pflege. Weltweit fehlt es an Alten- und Krankenpflegern sowie Betreuern. Können KI-betriebene Roboter dem Notstand mit imitierten menschlichen Gesten und Gesichtsausdrücken entgegenwirken?
Vergangene Woche erhielt Nadine eine große Aufrüstung: GPT-3, ein Sprachprogramm, das mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Es ermöglicht dem Pflegeroboter, komplexere Interaktionen und Kommunikationen mit Menschen durchzuführen.
Ihre Fähigkeiten stellte Nadine laut dem Newsportal Reuters bereits vor einigen Jahren in Singapur auf die Probe, wo sie mit einem Bewohner eines Pflegeheims sprach, sang und sogar eine Partie Bingo mitspielte.
Nadia Magnenat Thalmann (76), eine Roboterexpertin der Universität Genf, die als Modell für Nadines dunkelbraune Augen und kastanienbraunes Haar diente, sagte, dass sich die humanoide Robo-Dame und spätere Nachfolge-Modelle als wirksamer erweisen könnten als menschliche Betreuer.
"Sie hat 24 Stunden am Tag Zeit. Die anderen [menschlichen Pfleger] haben keine Zeit", sagte Thalmann.
Die Wissenschaftlerin plädierte dafür, KI und Roboter zu nutzen, um globale Ziele im Gesundheitssektor zu erreichen.
Am 6. und 7. Juli findet in Genf der globale Gipfel "AI for Good" (Dt.: KI für Gutes) der Internationale Fernmeldeunion (ITU) statt. Auch Thalmann und Nadine sind dort, um über den Einfluss von Robotern in der Pflege zu sprechen.
Kann künstliche Intelligenz emotionale Lücken schließen?
Denn der weltweite Notstand um Pflegekräfte und Betreuer verschärft sich weiter. Auch außerhalb von Deutschland gibt es Personalkrisen, die nach Ansicht einiger Menschen durch humanoide Roboter wie Nadine gelöst werden können. Neben medizinischer fehlt es aber vor allem an seelischer Betreuung für viele Bewohner und Patienten.
Über seinen Einsatz in Singapur sagte der Roboter: "Es war eine tolle Erfahrung und es hat mir Spaß gemacht, mit älteren Menschen zu interagieren und ihnen bei ihren Bedürfnissen zu helfen."
Ferner erklärte Nadine: "Ich glaube, dass Roboter eine große Bereicherung bei der Pflege und Hilfe für gefährdete Menschen sein können."
Neben humanoiden Robotern sollen auch haustierartige Modelle wie etwa das Robbenbaby PARO Demenz und Parkinson-Patienten in ihrer Therapie unterstützen.
Titelfoto: Bildmontage: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa (2)