Falscher Messer-Alarm in Sachsen: Polizei stürmt Comedy-Show mitten im Live-Stream

Niesky (Sachsen) - Großeinsatz vor laufender Kamera: Im Nieskyer Ortsteil Stannewisch hat die Polizei am Sonntag die Streaming-Show eines Komikers gestürmt – im Glauben, dass in dessen Haus ein Messerstecher Geiseln hält. Das Ganze entpuppte sich als makabrer Streich.

Nicht gestellt: Dieter Grabowski reißt vor laufender Kamera die Hände hoch – genau in diesem Moment stürmt die Polizei seine Wohnung.
Nicht gestellt: Dieter Grabowski reißt vor laufender Kamera die Hände hoch – genau in diesem Moment stürmt die Polizei seine Wohnung.  © privat

Seit Februar bespaßt Mike Hilge aus Stannewitz die Internet-Gemeinde mit einer wöchentlichen Comedy. Als Kunstfigur "Dieter Grabowski" streamt er in einer abgewetzten Küchen-Kulisse eine One-Man-Show.

Grabowski sei ein liebenswerter Voll-Assi, der über Alltägliches rede, dabei jede Menge Jokes abfeuere und per Chat live mit seinen Zuschauern kommuniziere, beschreibt der aus dem Münsterland zugewanderte Lebenskünstler sein Alter Ego.

Bis zu 5000 Zuseher habe er auf dem Live-Videoportal Twitch TV, erzählt Hilge stolz.

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Auch am Sonntag ging der Münsterländer mit dem Riesenschnauzer (um den Mund) mit Hut, Muskelshirt und Goldkette wieder auf Proll-Mission. Der Plot diesmal: Grabowski feiert Geburtstag – eine Party mit seinen Usern.

Hilge, der an diesem Tag tatsächlich 43 Jahre alt wurde, war gerade voll in Fahrt, als gegen 22.40 Uhr die Tür aufflog und Polizisten seine Hütte stürmten. "Die trugen ein Schild voran und brüllten 'Hände hoch!'", erinnert sich Hilge mit Schrecken.

Auch wenn er dachte, er sei im falschen Film, habe er versucht, ruhig zu bleiben und allen Anweisungen zu folgen.

Anonymer Anrufer warnte Polizei vor angeblicher Geiselnahme

Münsterländer mit Riesenschnauzer und Goldkette: So geht Mike Hilge (43) jedes Wochenende als liebenswerter Proll Dieter Grabowski auf Sendung.
Münsterländer mit Riesenschnauzer und Goldkette: So geht Mike Hilge (43) jedes Wochenende als liebenswerter Proll Dieter Grabowski auf Sendung.  © privat

"Wir hatten zwei Notrufe, dass dort auf einer Party jemand ausrastet und andere Menschen bedroht", erzählt Polizeisprecher Kai Siebenäuger. Revierkräfte und der Einsatzzug seien vor Ort gerast.

Hilge will von den Beamten erfahren haben, dass der anonyme Anrufer in drastischen Worten von einer Messerstecherei und Geiseln berichtete.

Und das nur einen Tag nach der tödlichen Geiselnahme in Dresden. Als er den Polizisten erklärte, dass alles live im Stream zu sehen sei, hätten die Beamten die Kamera zur Seite gerückt.

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"Wir ermitteln nun gegen unbekannt wegen Missbrauchs von Notrufen", sagte Polizeisprecher Siebenäuger.

Ein makabrer PR-Gag? Grabowski alias Hilge versichert, mit der Sache nichts zu tun zu haben. "Ich bin das Opfer. Mir war danach richtig schlecht, sodass ich den Stream abbrechen musste ..."

Titelfoto: Bildmontage: privat

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