Falscher Kevin nach zwei Monaten endlich aus dem Knast raus
Eisenstadt - Im österreichischen Burgenland saß ein falscher Kevin in Haft. Jetzt ist er zwar aus dem Gefängnis raus, doch die Zeit hinterlässt seine Spuren bei dem 30-jährigen Deutschen.
Im vergangenen Oktober machte sich eine Bande auf Friedhöfen zu schaffen. Sie klauten laut der österreichischen Tageszeitung Krone Kreuze, Statuen und Vasen von insgesamt 48 Gräbern im Wert von etwa 50.000 Euro.
Nach den Taten ließ die Polizei Handydaten aus der Umgebung auswerten, um die Täter zu fassen. Ein Erfolg für die Polizei: Die SIM-Karte von Kevin L. (30) aus Deutschland war zu den Tatzeiten an jedem Tatort eingewählt.
Vor einiger Zeit wurde er schließlich festgenommen, kam anschließend in U-Haft. Wie jetzt im Prozess aber klar wurde, handelte es sich um den falschen Kevin.
Einen Mann hatten die Ermittler schon zuvor gefasst: Es soll der Bandenanführer sein. Laut der Zeitung habe die Polizei ihn dann lediglich gefragt, ob er einen Kevin kenne. Er bejahte das. Ein Foto zeigten sie dem Chef-Grabräuber nicht.
Erst vor Gericht löste sich die Verwechslung auf: Der deutsche Kevin hat seine SIM-Karte 2020 verkauft. Offenbar unbewusst an die Grabschänder. "Die SIM-Karte habe ich gekauft und sie in mein Handy eingebaut", sagt der mittlerweile verurteilte Banden-Boss. Den Kevin, der nun mit ihm vor Gericht stand, habe er noch nie zuvor gesehen.
"Tut mir echt leid", sagt er zur unnötigen Vorbelastung.
59 Tage Haft für falschen Kevin: "Albtraum hat ein Ende"
Kevin L. ist nun zwar frei. Doch 59 Tage befand er sich unbegründet in Haft aufgrund der schlampigen Ermittlungen. Als Entschädigung stehen ihm maximal 100 Euro pro Tag zu.
Doch: "Ich habe den dritten Geburtstag meiner Tochter verpasst. Und ihre Eingewöhnung in den Kindergarten", so Kevin. "Aber ich bin froh, dass der Albtraum ein Ende hat."
Als er aus dem Gerichtssaal in Eisenstadt entlassen wird, hat er sein Hab und Gut von der Inhaftierung zurückbekommen, darunter auch etwas Geld, das er damals bei sich trug: "Ich weiß nicht, wie ich jetzt mit meinen 40 Euro heimkommen soll", rätselt der 30-Jährige, der inzwischen in Ungarn lebt.
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