Als Vater einen Tag vor der Hochzeit stirbt, trifft Braut eine unerwartete Entscheidung
Jalan Abadi (Indonesien) - Für die meisten Brautpaare steht außer Frage, dass sie ihre Familienmitglieder am großen Tag der Hochzeit bei sich haben wollen. Bei einer Trauung in Indonesien ging dieser Wunsch sogar über den Tod hinaus.
Am Samstag läuteten für Edi und Tarisa aus dem Ort Jalan Abadi im Westen von Indonesien die Hochzeitsglocken. Doch ein schwerer Schicksalsschlag überschattete das eigentlich fröhliche Datum:
Nur einen Tag zuvor war Tarisas geliebter Vater verstorben. Der Asiate hatte bereits seit längerer Zeit an Bluthochdruck und einer Nierenerkrankung gelitten. Kurz vor der Trauung seiner Tochter verschlechterte sich sein Zustand aber rapide.
Eine Nachbarin des Paares erinnert sich, dass der Brautvater noch bei den Hochzeitsvorbereitungen mitgeholfen hatte. "Er hatte noch Zeit, die Absperrung für die Hochzeitsgäste zu reparieren."
Für Tarisa stand aber fest, dass der Indonesier dennoch ein Teil der Trauung sein sollte.
Brautpaar gibt sich neben Leiche das Jawort
Aus diesem Grund tat die Familie des Bräutigams alles, damit der Wunsch der Braut erfüllt werden konnte.
In einem Video auf TikTok sieht man, wie das Paar am vergangenen Samstag umringt von Familienangehörigen und Freunden in einer feierlichen Zeremonie getraut wird. Betrachtet man den Clip der Hochzeit, fällt der Blick schnell auf einen ungewöhnlichen weißen Sack, der in der Mitte der Hochzeitsgesellschaft liegt. Der Inhalt: befremdlich.
Edi und Tarisa hatten sich tatsächlich dazu entschieden, den toten Brautvater, mit einem Tuch umwickelt, zu sich zu holen und neben der Leiche zu heiraten.
Während der Zeremonie, bei der das Brautpaar mit aufwendigem Kopfschmuck bestückt war, wurde dem Leichnam sogar immer wieder die Hand aufgelegt. Den sichtlich gerührten Gästen liefen dabei unentwegt die Tränen am Gesicht herunter. Tarisas Tante erklärt: "Ja, das arme Ding, sie haben neben der Leiche des verstorbenen Vaters geheiratet."
Wie AsiaOne berichtete, wurde der tote Brautvater unmittelbar nach der Hochzeit auf einem nahe gelegenen Friedhof beigesetzt.
Totenkult in Indonesien und Deutschland unterscheidet sich stark
Auch wenn der Gedanke, den toten Vater beim Jawort ganz nah bei sich zu haben, sicherlich für viele ein schöner ist, wäre die Umsetzung von Edi und Tarisa für die meisten Deutschen bestimmt keine Option.
Während der Totenkult in Deutschland eher unterkühlt und distanziert wirkt, nehmen andere Kulturen den Abschied von Verstorbenen deutlich ernster.
Vor allem auf der indonesischen Insel Sulawesi ist es völlig normal, dass Leichen nicht direkt in einem Grab landen. Stattdessen werden sie, überwiegend in den Wohnungen der Familie, manchmal jahrelang aufgebahrt, bis sie zum Teil schon mumifiziert sind.
Beerdigungen gleichen bei wohlhabenden Familien einem Volksfest, bei dem laut dem Dela Magazin nicht am Geld gespart wird.
Und damit nicht genug: Auch nach der Beisetzung dürfen die Toten nicht ruhen. Regelmäßig werden sie stattdessen aus ihrem Grab geholt und gereinigt.
"Man'nene" nennen die Einheimischen diese ungewöhnliche Exhumierung, durch welche die Angehörigen den Kontakt zu ihren toten Verwandten aufrechterhalten wollen. Man sieht es zudem als Zeichen der Nächstenliebe, sich derart um die Leichen zu kümmern.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/TikTok/kolakaupdate