Meine Meinung: Der Wahnsinn muss enden! Polizei-Gewalt und Politik-Schikane sind Gift für die Fankultur
Frankfurt am Main/Stuttgart/Neapel - Die Fußball-Fanszene ist in großer Gefahr! Das ist keinesfalls eine überdramatisierte Aussage eines Liebhabers der schönsten Nebensache der Welt, sondern ein absoluter Fakt. TAG24-Redakteur Angelo Cali zeigt zudem auf, dass das groteske Vorgehen gegen Fußballfans schon bald Auswirkungen auf geltendes Menschenrecht haben könnte.
Anhänger von Borussia Mönchengladbach wollen lediglich das Spiel ihrer Fohlen bei der Eintracht aus Frankfurt betrachten, frenetisch jubeln und am Ende im Stadion einen zugegebenermaßen leicht glücklichen Punktgewinn mit ihren Helden feiern.
Doch dazu kommt es für eine größere Menge der Borussen-Fans nicht. Ihr Zug in Richtung Frankfurt wird in Mainz-Gustavsburg gestoppt, mehrere Stunden lang wird ihnen selbst die Entscheidung auf die Toilette zu gehen nach strikten Vorgaben aufdiktiert.
Die Partie im Deutsche Bank Park verpassen sie - und das, obwohl gegen sie kein triftiger Anklagepunkt besteht oder gar eine akute Bedrohung von ihnen ausgeht. Es ist keinesfalls der erste Fall von polizeilicher Schikane.
Im Vorfeld der Auswärtspartie des 1. FC Köln beim VfB Stuttgart verpassen ebenfalls gleich mehrere prall gefüllte Busse mit Supportern aus der Domstadt das Match ihres Herzensvereins. Und das zeitlich derart eng getaktet, dass das Erreichen der Arena infolge einer ausführlichen Einzelpersonenkontrolle unmöglich gewesen wäre.
Kurzerhand entscheiden sich die Reisegruppen zu einer sofortigen Umkehr nach Köln, natürlich mit Polizeieskorte von gleich zwei Bundesländern (Baden-Württemberg und Hessen, Anm.d.Red.). Und auch hier wurden Pinkelpausen oder Stopps zum Vertreten der Beine mit einem behördlichen Kopfschütteln kurzerhand als Todsünde abgetan und untersagt.
Busse mit Köln-Fans drehen kurz vor dem Ziel in Stuttgart wieder ab!
Im Nachklapp heißt es seitens der Polizei vereinfacht zusammengefasst, dass von den Kölner Fans aufgrund vorangegangener Vorfälle, wie beispielsweise in Nizza, akute Gefahr ausging. In den sozialen Medien gehen die Fans der betroffenen Vereine auf die Barrikaden.
So auch FC-Fan Axel Goldmann, bekannt aus dem Fußball-Podcast "Drei90", der sich damals zu Recht fragte: "Was geht denn da für eine Scheiße ab?". In eine ähnliche Kerbe schlägt auch sein Podcast-Kollege Bastian Roth alias Basti Red (40), der große Teile seines Daseins der Frankfurter Eintracht gewidmet hat.
Und auch er kann viel Erschreckendes zur Thematik beitragen.
Im Netz kursierten Fotos der Einsätze: Polizeikontrolle bei Gladbach-Fans lange keine Seltenheit
Köln-Fans in Stuttgart ausgesperrt, Politik verbietet Eintracht-Fans die Neapel-Reise
Nicht nur erlebte er, vor allem bei internationalen Auswärtsreisen, überhartes Vorgehen der Polizei. Zuletzt war er darüber hinaus auch direkt davon betroffen, dass sich nun auch die Politik immer stärker in den Umgang mit Fußballfans einschaltet.
So verbot die Präfektur der Stadt Neapel den Frankfurter Fans die Einreise in die Stadt - natürlich nur wenige Tage vor dem wichtigen Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel. Dass Flüge und Unterkunft zu diesem Zeitpunkt teils nicht mehr stornierbar waren, kümmerte die Herren im feinen Zwirn offensichtlich nicht.
Dass auf diese Aktion kein Aufschrei der breiten Öffentlichkeit folgte, ist über alle Maßen bedenklich. Denn wie soll es rechtlich vertretbar sein, Bürgern aus EU-Staaten die Einreise in ein anderes Land der Europäischen Union ohne jede Angabe von triftigen Gründen zu verweigern? Erschütternder Weise machte dieses Vorgehen binnen kürzester Zeit Schule - zumindest im Fußball-Kontext.
Denn der Bürgermeister der Stadt Nizza, Christian Estrosi (67), forderte die französische Regierung offensiv dazu auf, den Fans des Conference-League-Kontrahenten FC Basel die Einreise in die Stadt zu verweigern. Nicht nur aus Fairness-, sondern allem voran aus menschenrechtlichen Gründen ein absolutes Armutszeugnis für die Staatsorgane.
Greifen derartige Vorgehensweisen auf gesamtgesellschaftliche Situationen über, stehen wir plötzlich vor einem Problem, welches weitaus größer ist als 22 Männer, die auf grünem Rasen einem runden Ball hinterherjagen und damit Milliarden begeistern.
TAG24-Redakteur Angelo Cali fordert das Ende des wahnsinnigen Vorgehens gegen Fußballfans
Es ist unabdinglich für die Seele der Fußball-Fankultur, dass Polizei-Gewalt und Politik-Schikane gegen Fußballfans ein schnelles Ende finden. Treue Anhänger eines Vereins sind weder per se schlechte Menschen, noch gewaltlüsterne Individuen zweiter Klasse, die es um jeden Preis zu bekämpfen gilt.
Findet die Experimentierfreudigkeit mit dem "Objekt" Fußballfan nicht bald ein Ende, wird es die Fankultur, für die wir vor allem aus dem Ausland in großem Ausmaß gefeiert werden, aufgrund von Resignation schon bald nicht mehr geben - und das möchte zumindest ich nicht erleben müssen.
Titelfoto: Montage: Twitter/Fanhilfe Mönchengladbach, TAG24/Angelo Cali, DPA/Stefan Sauer