Rein aus Prinzip: Klimaaktivist der "Letzten Generation" tritt Haftstrafe an
Kempten - Mit einer Zahlung von 500 Euro hätte der Klimaschutz-Aktivist Karl Braig (69) seine Haftstrafe abwenden können. Und selbst wenn er das Geld nicht gehabt hätte: Die Klimaschutzinitiative "Letzte Generation" hätte es sicher für ihn aufbringen können.
Doch aus Prinzip ist er der erste Unterstützter der "LastGen", der wegen einer Protestaktion in den Knast wandert.
"Braig hatte am 6. und 7. März 2023 in Bayern an zwei Straßen-Sitzblockaden der 'Letzten Generation' teilgenommen. Das Amtsgericht Passau verurteilte den Allgäuer wegen Nötigung zu einer Freiheitsstrafe von fünf Monaten", schreibt die Aktivistengruppe in einer Pressemeldung und erinnerte an die Vergangenheit von Braig.
Demnach habe er sich bereits seit mehreren Jahrzehnten für Umwelt- und Klimaschutz eingesetzt und saß "unter anderem bereits im Zuge der Anti-Atom-Proteste der 80er Jahre im Gefängnis".
Nun muss er für fünf Monate ins Gefängnis, nachdem er an den zwei Tagen zusammengerechnet rund eineinhalb Stunden den Verkehr lahmgelegt hatte.
"Ich werfe mir nichts vor. Ich habe nichts falsch gemacht. Und was die Richter machen, das müssen sie selber entscheiden", so der 69-Jährige.
Braig nicht der einzige Aktivist der vor Weihnachten Strafe antritt
Aktivisten-Sprecher Christian Bergemann bezeichnete das Urteil – vor allem in Bezug auf den Zeitpunkt – als "krasse Überreaktion" der Justiz.
Normalerweise werden in solchen Fällen ab kurz vor Weihnachten bis Anfang Januar keine Ladungen zur Haft ausgestellt.
Seinen Weg zur JVA Kempten musste Braig aber nicht alleine antreten. Rund 50 Aktivisten begleiteten den 69-Jährigen, hielten Reden und Schilder in die Luft.
Auch in die JVA Uelzen musste am Montag ein Aktivist für 38 Tage wegen einer Ersatzfreiheitsstrafe einziehen: Der Student Kevin Hecht (33) wurde nach einer Straßenblockade in Berlin zu einer Geldstrafe für Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt – die auch er nicht leisten wollte.
"Ich gehe nicht ins Gefängnis für Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Ich gehe ins Gefängnis für politisches Engagement, für Widerstand gegen eine Klima- und Wirtschaftspolitik, die die Klimakrise scheinbar als schlechten Scherz abschreibt", ließ sich Hecht in der Pressemitteilung der Letzten Generation zitieren.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa