"Letzte Generation": Christbaum-Chaotin stürmt im Klima-Kleber-Prozess aus dem Saal

Berlin - Straße blockiert, Weihnachtsbaum mit Farbe besprüht: Am heutigen Dienstag hat der Prozess gegen eine Klima-Aktivistin der "Letzten Generation" begonnen.

Lilli Gomez (24, l.) wird Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung vorgeworfen.
Lilli Gomez (24, l.) wird Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung vorgeworfen.  © Denis Zielke/TAG24

Auf der Anklagebank im Saal 1007 des Amtsgerichts Tiergarten sitzt: Lilli Gomez, 24 Jahre alt, aus Wolfsburg, studiert im vierten Semester Soziale Arbeit in Berlin. Seit zwei Jahren gehört sie zu den Klima-Radikalen.

Gomez lebt, wie sie sagt, von "irgendwelchen Lebensmittelspenden", die Miete zahlen ihre Eltern. Anspruch auf BAföG hat sie nicht, weil: Leitungsnachweis nicht erbracht.

Die Vorwürfe: Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Sachbeschädigung. Konkret heißt das: Am 28. November vergangenen Jahres soll sich Gomez bei einer Straßenblockade in Berlin-Treptow auf der Fahrbahn festgeklebt haben.

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Auch am 13. Dezember 2023 schlug die Umwelt-Rebellin zu, besprühte zusammen mit einem weiteren Aktivsten einen Weihnachtsbaum vor einem Einkaufszentrum in Berlin-Mitte.

Kostenpunkt: 20.320 Euro. Eine Summe, die ihre Verteidigerin als "hirnrissig" bezeichnet. Immerhin seien es nur "Zweige aus Plaste" gewesen, die in Polen ausgetauscht worden seien.

Gomez trägt ein T-Shirt der Musikerin Upsahl mit dem Aufdruck "Summer so hot", an ihren Ohren baumeln Weihnachtsbaum-Anhänger, sie trinkt aus einer Antifa-Regenbogen-Flasche. Vor ihr liegt ein Federmäppchen, ein prall gefüllter Ringordner. Daraus liest sie ihre ausgiebigen Beweggründe vor. Sie habe seit Kindheitstagen ein "starkes Gerechtigkeitsbedürfnis", erklärt die Studentin. "Dass die Politik keine Lösung findet, macht mich unfassbar wütend."

Letzte Generation: "Wir sind in Deutschland so f***ing privilegiert"

Gomez war auch an der Farbattacke auf die Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz beteiligt und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.
Gomez war auch an der Farbattacke auf die Weltzeituhr am Berliner Alexanderplatz beteiligt und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.  © Paul Zinken/dpa

Es klingt wie ein Poetry-Slam von Julia Engelmann (32), gespickt mit Pressemitteilungen der Aktivisten.

"Ich stehe heute vor Gericht, weil ich mich dafür entschieden habe, zivilen Ungehorsam zu leisten", verkündet Gomez. Immer wieder fallen die Wörter "Angst", "verdammt", "Zukunft". Überhaupt, so tönt Gomez, seien wir "in Deutschland so f****ing privilegiert". Und die Regierung? Die "scheißt auf uns", empfindet die 24-Jährige.

Als das Video von der Farbattacke auf den Weihnachtsbaum abgespielt und ihre Festnahme gezeigt wird, stürmt Gomez aufgelöst und offenbar wortlos aus dem Saal.

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Die Fragen der Richterin, ob sie weiter zur "Letzten Generation" gehöre und sich künftig an Aktionen der Gruppierung beteiligen werde, bejaht die Studentin später.

Zudem stellt Gomez noch zwei ellenlange Beweisanträge, die abgeschmettert werden. Eine Begründung: Das Gericht stelle nicht in Abrede, dass es den menschengemachten Klimawandel gebe.

Die Verteidigerin will einen promovierten Soziologen als Zeugen laden, der "die Wichtigkeit friedlichen, zivilen Widerstands" darlegen soll. Die Richterin dazu: "Die juristische Würdigung der Taten obliegt dem Gericht."

Gomez ist kein unbeschriebenes Blatt. Die umtriebige Studentin beschmierte mit anderen Aktivisten auch die Weltzeituhr am Alexanderplatz. Dafür wurde sie im Juli dieses Jahres der gemeinschädlichen Sachbeschädigung schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe von 1.800 Euro (180 Tagessätze zu je 10 Euro) verurteilt.

Der Prozess gegen Gomez wird am 27. August fortgesetzt.

Titelfoto: Denis Zielke/TAG24

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