Neue Generation beschmiert historisches "Bruderkuss"-Gemälde

Berlin - Die Neue Generation hat am Freitagnachmittag das geschichtsträchtige Bruderkuss-Gemälde an der Berliner Eastside Gallery in Friedrichshain beschmiert. Mit dem Nahostkonflikt hat die Klimagruppierung ein neues Protestfeld für sich entdeckt.

Die Neue Generation protestierte am Freitagnachmittag an der Eastside Gallery in Berlin-Friedrichshain.
Die Neue Generation protestierte am Freitagnachmittag an der Eastside Gallery in Berlin-Friedrichshain.  © Neue Generation

Die Aktion richte sich gegen "den Genozid im Gazastreifen" und fordere "ein Ende der deutschen Mittäterschaft", teilte die Neue Generation mit.

Gegen 14.30 Uhr schrieben demnach zwei Aktivistinnen von "Palestine Rising", in der Mitteilung als "junge Tochterkampagne der Neuen Generation" bezeichnet, in roter Farbe den Schriftzug "Stop Genocide" auf das berühmte Gemälde.

Nach ihrer Pinselaktion blieben die Frauen vor Ort und hielten Schilder mit den Aufschriften "Palestine Rising" und "Stopp Völkermord - Keine deutsche Mittäterschaft".

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Der vollständige Titel des wohl bekanntesten Bildes an der Eastside Gallery lautet "Mein Gott, hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben". Geschaffen hat das Graffiti der russische Maler Dmitri Wrubel (1960-2022).

Das Gemälde zeigt den "Bruderkuss" zwischen Leonid Iljitsch Breschnew (1906-1982) und Erich Honecker (1912-1994) und erinnert mahnend an die politischen Spannungen zwischen Ost und West während des Kalten Krieges und die daraus resultierende deutsche Teilung.

Doch warum traf es gerade dieses Bild? Oder anders gesagt: Welche Verbindung besteht zwischen diesen beiden jeweils sehr spezifischen und vielschichtigen historischen Gemengelagen, die eine einfache Analogie rechtfertigen würde?

Neue Generation: Ist der Kalte Krieg auch nur ein anderer Nahostkonflikt?

Schaulustige fotografierten das beschmierte Gemälde.
Schaulustige fotografierten das beschmierte Gemälde.  © Neue Generation

Für die Neue Generation kein Problem: Der "Bruderkuss"-Künstler Wrubel habe versucht, "zu vereinen, was schwer zu vereinen ist", hieß es in der Mitteilung. Ebenfalls "schwer zu vereinen" seien "Deutschlands besondere historische Verantwortung für Israel und die Menschenrechte der Bevölkerung in Palästina".

Auch wenn man diese reichlich schief zusammengezimmerte Analogie akzeptiert, stellt sich beim Stichwort "historische Verantwortung" eine weitere Frage:

Von was für einem Geschichtsbewusstsein zeugt es, wenn Zeitdokumente wie das "Bruderkuss"-Bild nicht länger in ihrer historischen Eigenlogik und Tiefe respektiert werden?

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Wenn sie stattdessen nur dann herbei bemüht werden, um die jeweils eigenen aktuellen Anliegen mit historischer Bedeutung aufzuladen, und dabei gleich eine praktische Oberfläche mitliefern, auf der sich das eigene Weltbild parolenhaft auftragen lässt?

Ob solche Fragen für die Aktivisten der "Neuen Generation" bei der Planung ihrer Aktionen eine Rolle spielen und diskutiert werden, ist indes nicht bekannt.

Titelfoto: Neue Generation

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