Nach Farb-Anschlag auf Brandenburger Tor: Jetzt sprechen die Angeklagten!
Berlin - Rund sieben Monate nach der Farbattacke auf das Brandenburger Tor steht in Berlin der zweite Prozess gegen Mitglieder der Letzten Generation an. Die Aktivisten verteidigen die Aktion.
Drei Beschuldigte müssen am Dienstag auf der Anklagebank im Amtsgericht Tiergarten Platz nehmen: Regina S. (22), Lennart W. (27) und Winfried L. (64). Der Vorwurf: Sachbeschädigung.
Bereits im Vorfeld machen die Klima-Aktivisten aus ihrer Beteiligung an der Protestaktion keinen Hehl. Doch ihnen ist ebenso wichtig, die Motivation und die Gründe für ihr Handeln zu erklären.
"Das Wissen um die Klimakatastrophe ist doppelt so alt wie ich", schrieb die 22-jährige Regina S. in einer öffentlichen Erklärung.
Noch könne etwas gegen die Katastrophe getan werden, aber: "Das Zeitfenster, in dem wir sie noch aufhalten können, schließt sich gerade", so die Medizinstudentin weiter.
Mit ihrem öffentlichen Protest will Regina S. ein Bewusstsein für die Dringlichkeit der Situation schaffen. "Der Protest am Brandenburger Tor war unignorierbar. Wir haben damit unignorierbar auf die Klimakatastrophe aufmerksam gemacht", erklärte sie.
Die Anklage wegen "ein bisschen wasserlöslicher Farbe auf offenporigem Sandstein" kann Regina S. nicht nachvollziehen.
"Es ist schon ein wenig absurd, dass wir jetzt hier vor Gericht stehen und angeklagt werden, weil wir auf die Grund- und Menschenrechtsverletzungen der Bundesregierung aufmerksam gemacht haben", sagte die Aktivistin.
Letzte Generation: Klima-Aktivisten verteidigen Protest
Lennart W. sieht das ähnlich. "Ich denke, Menschen in dieser Zukunft werden sich fragen, warum wir als Gesellschaft uns über ein oranges Denkmal empört haben, anstatt uns darüber zu empören, wie unsere Regierungen unser Überleben aufs Spiel setzen", schrieb der Student der Luft- und Raumfahrtechnik.
Der 27-Jährige steht zu dem Protest: "Als im September im Raum stand, dass das Tor eventuell nie wieder ganz gereinigt werden könnte, bin ich erst erschrocken. Doch mit der Zeit habe ich mich mit der Vorstellung abgefunden. Dass das Tor uns für immer daran erinnern würde, wie wir als Gesellschaft untätig blieben, als es um unser Überleben ging."
Ein erster Prozess gegen zwei weitere Beteiligte (20 und 21) an der Attacke auf das Brandenburger Tor wurde Ende März ausgesetzt. Hier soll zunächst darüber entschieden werden, ob ein Sachverständiger hinzugezogen werden soll.
Das Land Berlin fordert nach Angaben der Senatsfinanzverwaltung in einer Zivilklage rund 142.000 Euro von den Klimaaktivisten.
Titelfoto: Letzte Generation, Annette Riedl/dpa (Bildmontage)