"Letzte Generation": Zieht hier ein Aggro-Zivilpolizist Klima-Chaoten Farbpinsel durchs Gesicht?
Berlin - Viel Rummel um die Berliner Polizei: Klima-Rebellen der "Letzten Generation" haben am Dienstagvormittag eine Wand des Bundeskanzleramts in Berlin-Mitte mit oranger Farbe beschmiert. Nun wird einem Zivilpolizisten aggressives Verhalten vorgeworfen.
Rund 70 Demonstranten sollen sich dort im Regierungsviertel aufgehalten haben.
Uniformierte Polizisten und Sicherheitskräfte in Zivil mussten einschreiten, als die Aktivisten die weiße Fassade mehrfach mit dem Slogan "Olaf lügt" versahen. Die Einsatzkräfte setzten teils auch körperliche Gewalt gegen die Klima-Aktivisten ein. Einige wurden festgehalten, um später ihre Personalien festzustellen.
Eine Videoaufnahme zeigt unter anderem einen Mann, der in Zivil gekleidet zwei Frauen zu Boden bringt und dort festhält.
Einer drückt er dabei das Knie in den Rücken und zieht kräftig an ihren Armen. Sie wiederholt dabei mehrfach: "Sie tun mir weh." Der zweiten Demonstrantin nimmt er einen Farbpinsel ab und streicht anschließend beiden Personen damit über das Gesicht.
Die anderen Polizisten schreiten dabei nicht ein. Aus dem Off ist der mutmaßliche Filmer des Vorfalls zu hören: "Sie haben ihr gerade ins Gesicht gemalt. Das war aber ziemlich deutlich mit Absicht. Das habe ich auf'm Film." Danach endet der zehnsekündige Clip.
Schnell tobte im Netz eine Diskussion um die polizeiliche Maßnahme. Allen voran trieb viele die Frage um, ob es sich bei dem Mann in Zivil tatsächlich um einen Polizisten gehandelt habe. Dies bestätigte die Polizei zunächst der "Berliner Zeitung" am Dienstag.
Die zuständige Fachdienststelle des Landeskriminalamtes ermittele bereits gegen den Beamten wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwochmorgen gegenüber TAG24. Weitere Angaben seien derzeit nicht möglich.
Berliner Polizei prüft mögliche disziplinarische Maßnahmen
Dem Mann drohen laut "Berliner Zeitung" ein Disziplinarverfahren und ein anschließendes Strafverfahren. Zuvor sollen aber weitere Kollegen befragt und zusätzliches Videomaterial gesichtet werden.
Auf Anfrage von "rbb24" hieß es noch am Dienstag, die Polizei prüfe den Sachverhalt. "Sollte es sich hierbei um einen Polizeibeamten der Polizei Berlin handeln, werden strafrechtliche Maßnahmen geprüft und gegebenenfalls eingeleitet", wird die Behörde zitiert. Näher wollte sie sich zunächst nicht äußern.
Jetzt herrscht also Gewissheit: Es stellt sich weiter die Frage, warum die Polizisten das Verhalten ihres Kollegen durchgehen ließen und nicht intervenierten.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa