"Letzte Generation" leckt Wunden: Neu-Formation nach Razzia?
Berlin - Klimaaktivisten der "Letzten Generation" fühlen sich nach der bundesweiten Razzia "verwundet" - aber trotzdem "stärker als je zuvor".
Gegen die Aktivisten ermittelt die bayerische Justiz wegen des Verdachts auf Bildung beziehungsweise Unterstützung einer kriminellen Vereinigung.
Am gestrigen Mittwoch fanden aufgrund dessen insgesamt 15 Hausdurchsuchungen bei Anhängern der Gruppierung statt.
Das bekannte Gesicht der "Letzten Generation", Carla Hinrichs (26), lag noch im Bett, als das SEK plötzlich in ihre Wohnung in Berlin (Kreuzberg) stürmte. Die Aktivistin kam sich vor wie in einem schlechten Film.
"Plötzlich steht ein Polizist mit schusssicherer Weste an deinem Bett und richtet eine Waffe auf dich", berichtete Carla auf Twitter über die Razzia. Die Beamten hätten ihre gesamte Wohnung durchsucht und fast alles mitgenommen, was zu ihrem Alltag gehört. "Ich habe Angst", sagt die Aktivistin in dem Video.
"Die Ereignisse des gestrigen Tages haben Wunden geschlagen. Wunden in der Psyche der Menschen, die gestern mit vorgehaltener Waffe aus dem Bett geholt wurden und sich nun in ihren vier Wänden nicht mehr sicher fühlen. Wunden in das Vertrauen in einen Staat, der friedliche Protestierende wie Schwerverbrecher behandelt", so die Klimaschützer.
Carla Hinrichs (26): "Ich habe Angst"
Wird sich die Gruppierung neu formieren?
Dennoch habe die Razzia eine Welle der Unterstützung ausgelöst und die Gruppierung gestärkt, so die "Letzte Generation". Demnach seien zu dem gestrigen Protestmarsch in Berlin vierfach so viele Menschen gekommen wie sonst.
Die Klimaschützer geben bekannt, dass sie ihre Proteste in den nächsten Tagen und Wochen auf das ganze Bundesgebiet ausweiten wollen.
Spontane Protestmärsche sollen unter anderem in Berlin, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, München, Nürnberg und Oldenburg stattfinden, zu denen teilweise auch "Fridays for Future" als Solidaritätsbekundung aufgerufen hat.
Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wurden zudem mehrere Spendenkonten sowie die Website der "Letzten Generation" gesperrt. Dennoch habe die Gruppierung eigenen Angaben nach am Mittwoch weitere Spenden erhalten. Auch ihre Homepage ist unter eine neuen Adresse wieder online.
Auf die Frage, ob die Gruppierung sich nun aufgrund des Verdachts, eine kriminelle Vereinigung zu sein, verändert, betonen die Aktivisten, dass sie ein Zusammenschluss von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft seien und alle nur eines wollen würden: "Dass die Regierung unsere Lebensgrundlagen schützt, so wie es in unserer Verfassung steht."
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa (Bildmontage)