"Letzte Generation" blockiert nun auch deutsche Dörfer
Hamburg - Bisher suchten sich die Aktivisten der "Letzten Generation" Großstädte für ihre Klimaproteste aus. Doch dabei wird es kaum bleiben. In Niedersachsen fand kürzlich die erste Blockade eines Dorfes in dem Bundesland statt.
Rund 6500-Einwohner leben in dem Dorf Barnstorf im Kreis Diepholz zwischen Bremen und Osnabrück gelegen. Klimaproteste kannten sie bisher nur aus dem Fernsehen, Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart sind in Barnstorf weit weg. Ganz weit weg.
Seit dem 17. Februar kennen die Einwohnerinnen und Einwohner Barnstorfs die Proteste der Gruppe Letzte Generation nicht nur mehr aus den Medien. Denn ihr Dorf wurde an jenem Freitag zum Schauplatz der ersten "Dorfblockade Niedersachsens", wie Arne Springorum (50) gegenüber dem NDR zu Protokoll gab.
Springorum blockierte mit Gleichgesinnten die wichtige B51, die durch Barnstorf führt und Bremen mit Osnabrück jenseits der Autobahn A1 verbindet. Die Aktivisten hatten in den vergangenen Wochen immer wieder Straßen in Niedersachsen blockiert.
Zwar wurden die Aktionen für die Landeshauptstadt Hannover mittlerweile ausgesetzt, für das ganze Bundesland gilt der ausgehandelte Kompromiss mit Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (42, Grüne) jedoch nicht.
Und auch in den anderen Bundesländern muss sich die Dorfbevölkerung wohl zukünftig auf Klimaproteste einstellen.
Letzte Generation in Barnstorf: Die älteste Aktivistin ist 80
Denn die Klimakrise macht nicht vor dem Land halt. Im Gegenteil: Ernteausfälle wegen Dürre sucht man in den Metropolen vergeblich. Massentierhaltung ebenso. Autos und Lastwagen die für CO2-Emissionen sorgen, gibt es auch im ländlichen Raum.
Die acht Protestierenden in Barnstorf, die am 17. Februar eine Brücke im Verlauf der B51 blockiert haben, kommen aus allen Altersschichten. Die älteste Teilnehmerin ist 80.
Die meisten kommen aus dem Dorf. Auch Arne Springorum, gelernter Geologe. In Barnstorf ist er aufgewachsen, wie er der Kreiszeitung in einem Interview erzählt. Springorum lebt mit seiner Familie in Prag. Für den Protest ist er zurückgekehrt, auch seine Mutter und sein Sohn waren unter den Protestierenden.
Eine Stunde lang dauerte die Aktion an, dann hatten Einsatzkräfte die Blockade aufgelöst.
"Wir haben im Januar angekündigt, dass wir ab dem 6. Februar wieder auf die Straße gehen werden – in jeder Stadt und in jedem Dorf. Das ist natürlich utopisch, aber dieser Satz ist von 300 Zeitungen aufgegriffen worden. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu kreieren," so Springorum gegenüber der Zeitung.
Diese Aufmerksamkeit kreiert man eben auch mit Protesten auf dem Dorf. Die Klimakrise macht vor dem ländlichen Raum sowieso nicht Halt. Und Sympathisanten für die Bewegung, ihre Protestform und Ziele, gibt es eben nicht nur auf dem Land.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa