Klima-Aktivistin Carla Hinrichs nach Razzia traumatisiert: "Ich habe Angst"
Berlin - In einem emotionalen Statement hat sich "Letzte Generation"-Aktivistin Carla Hinrichs (27) an die für sie traumatische Razzia in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg zurückerinnert.
Den 24. Mai 2023 wird Carla Hinrichs wohl nie vergessen: Es ist der Tag, an dem etwa 15 Polizisten ihre Wohnung stürmen und plötzlich mit gezogener Waffe in ihrem 17-Quadratmeter-Zimmer stehen. Hinrichs lag nach eigener Aussage noch im Bett, trug ihren Pyjama.
Die Durchsuchung in Hinrichs Kreuzberger Wohnung war Teil einer Groß-Razzia, die sich vor einem Jahr gegen mehrere Mitglieder der Letzten Generation richtete.
"Diese Ruhe, zu Hause anzukommen und durchzuatmen. Mein Ort, hier kann ich sicher sein. Diesen Ort gibt es nicht mehr", so die 27-Jährige auf Instagram. "Es wird wohl niemals mehr, wie es mal war."
Noch immer hat die Aktivistin mit den Folgen dieser Erfahrung zu kämpfen: "Ich schlafe schlecht. Ich wache bei kleinsten Geräuschen auf. Ich schrecke zusammen, wenn es klingelt und ich es nicht erwarte."
Schlimm seien weniger die Gerichtsurteile - Anfang des Jahres wurde Hinrichs wegen einer Straßenblockade zu einer Haftstrafe von zwei Monaten auf Bewährung verurteilt -, schlimm sei vor allem "das Unerwartete, dass mir meine Sicherheit genommen wurde".
"Letzte Generation": Carla Hinrichs will nicht aufgeben
Heute lebt Carla Hinrichs mit zwiespältigen Gefühlen. "Ich bin traurig und ich habe Angst. Und ich bin stark und voller Hoffnung."
Die gebürtige Bremerin zog 2021 nach Berlin, studierte zunächst Jura. Nach der Gründung der Letzten Generation brach sie ihr Studium ab, um sich in Vollzeit dem Klima-Aktivismus zu widmen.
Durch die Razzia sieht sich die Klimaschützerin in ihrem Tun bestätigt. "Ich wünsche mir, dass jeder ein Zuhause haben darf, einen sicheren Ort", sagt sie.
Und weiter: "Unser aller Sicherheit steht auf dem Spiel. Die Flut, die dein Haus davon spült, der Sturm, der das Dach davon trägt, die Hitze, die es unaushaltbar im fünften Stock macht."
Zahlreiche Klima-Aktivisten legten seinerzeit Beschwerde gegen die umfangreichen Durchsuchungen ein - das Landgericht München wies diese größtenteils ab.
Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa