Klimaaktivist in Berlin vor Gericht: Droht diesem Sylt-Protestler Knast?
Berlin - Wegen der Teilnahme an Klimaprotesten auf Sylt im Jahr 2023 steht ein Aktivist der Letzten Generation ab der kommenden Woche in Berlin vor Gericht. Der 21-Jährige könnte im Gefängnis landen.
Die aufsehenerregenden Aktionen auf der Nordseeinsel waren Teil einer Kampagne, mit der die Letzte Generation verstärkt auf den Anteil der reichen Bevölkerungsgruppen auf die Klimakrise aufmerksam machen wollte.
Dazu zählten unter anderem Farbattacken auf Privatjets, Luxusboutiquen und eine Yacht.
An einigen Protesten beteiligt war der Julian H., der zu diesem Zeitpunkt 19 Jahre alt war. Im Prozess, der am Donnerstag, 23. Januar, startet, wird Jugendstrafrecht angewendet. Daher wird getrennt von den Verfahren seiner Mitstreiter verhandelt.
Laut Staatsanwaltschaft belief sich der entstandene Sachschaden bei den insgesamt drei Aktionen, die Julian H. zur Last gelegt werden, auf rund 355.000 Euro. Die Situation ist ernst: Erst im Dezember wurden zwei Mitglieder der Letzten Generation für die Sylt-Proteste vor dem Amtsgericht Niebüll zu Haftstrafen ohne Bewährung verurteilt, wie die Gruppierung mitteilte.
Julian H. selbst gab sich darin kämpferisch. "Die Klimakipppunkte sind erreicht und die Menschheit hat im vielleicht wichtigsten Kampf versagt", begründete der Aktivist seine Motivation. In München saß er schon einmal für vier Wochen in Präventivhaft.
Letzte Generation will Mahnwache vor Gericht halten
Die Letzte Generation führte die dramatischen Brände in Los Angeles ins Feld und erklärte die Klimaziele bereits jetzt als gescheitert.
"Während sich die CEOs von großen Unternehmen und die Superreichen, die maßgeblich die Eskalation der Klimakatastrophe vorangetrieben haben, weiterhin an der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen bereichern und am wenigsten unter den Folgen des Klimakollapses leiden werden, wird der Einsatz für eine klimagerechte Welt kriminalisiert", beklagte die Gruppe.
Und weiter: "Wollen wir wirklich zulassen, dass Haftstrafen gegen Klimaaktivist:innen in unserem Namen gefällt werden?"
Daher begleitet die Letzte Generation den Protestauftakt am Donnerstag ab 8 Uhr mit einer Mahnwache vor dem Amtsgericht an der Turmstraße.
Titelfoto: Julius Schreiner/TNN/dpa, Letzte Generation (Bildmontage)