Interner Streit! Steht die "Letzte Generation" vor der Spaltung?

Berlin - Es brodelt gewaltig bei der "Letzten Generation"! In internen Chats gehen die Aktivisten aufeinander los. Steht die Gruppe vor der Spaltung?

Nürnberg stand in den vergangenen Tagen im Fokus der Proteste der "Letzten Generation".
Nürnberg stand in den vergangenen Tagen im Fokus der Proteste der "Letzten Generation".  © Daniel Karmann/dpa

Kipppunkte spielen bei den Klimaaktivisten eine wichtige Rolle. Sie hoffen, dass sie mit ihren Aktionen die Gesellschaft zu mehr Klimaschutz bringen können. Jetzt scheinen sie selbst einen Kipppunkt erreicht zu haben. Weder gewalttätige Gegenwehr bei Straßenblockaden noch Kriminalisierung konnten das erreichen.

Es geht dabei um das Verhältnis der "Letzten Generation" zu Roger Hallam (57). Der Mitbegründer von "Extinction Rebellion" (XR) bezeichnete im Jahr 2019 den Holocaust im Interview mit der Zeit als "bloß einen weiteren Scheiß in der Geschichte der Menschheit".

Wenig später sagte er im Spiegel: "Der Klimawandel ist nur das Rohr, durch das Gas in die Gaskammer fließt." Der deutsche XR-Ableger distanzierte sich von Hallam, geriet danach aber fast in die Bedeutungslosigkeit. Doch Hallam machte weiter.

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Er gründete das Netzwerk "A22", bei dem die "Letzte Generation" Mitglied ist. Die Klimaaktivisten haben Hallams Programmatik und Protestmethoden aufgesaugt und perfektioniert. In mehreren internen A22-Videos gab er auch der "Letzten Generation" Tipps. Hallam ist der Spiritus rector der Klimaaktivisten, ein Vordenker oder eine Art Guru.

Schwere Prüfung für "Letzte Generation" oder Todesstoß?

Roger Hallam (57) ist seit Jahren ein führender Kopf in der internationalen Klimabewegung. (Archivbild)
Roger Hallam (57) ist seit Jahren ein führender Kopf in der internationalen Klimabewegung. (Archivbild)  © Andres Pantoja/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
Wegen ihrer Straßenblockaden wird die "Letzte Generation" oft angefeindet.
Wegen ihrer Straßenblockaden wird die "Letzte Generation" oft angefeindet.  © Paul Zinken/dpa

Als die Verbindungen der "Letzten Generation" zu Hallam kürzlich öffentlich wurde, distanzierte sich das Kernteam. "In aller Klarheit: Roger Hallam's Aussagen sind nicht unsere Aussagen", hieß es unter anderem. Das hat aber nicht gereicht, um den bereits entstandenen Wirbel zu beruhigen.

Das Awareness-Team trat darauf in einen Streik. "Die Erklärung vom Kernteam wirkt auch auf uns leider nur scheinheilig", hieß es in einem internen Chat, der TAG24 vorliegt.

"Wir fordern, dass endgültig und vollständig sämtliche Verweise (Wiki, Vorträge, Schulungen etc.) auf Roger Hallam gelöscht werden. Wir fordern, dass nie wieder Inhalte von oder Verweise auf Roger Hallam geteilt werden." Der Klima-Guru soll also aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen keine Rolle mehr spielen.

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Daraufhin entbrannte unter den Klimaaktivisten eine Diskussion. Von "kindischem Verhalten", "Falschdarstellung" und "Spaltung" war die Rede. Aber auch von Zustimmung zur Kritik an Hallam. Für die "Letzte Generation" scheint der Fall die schwerste Prüfung seit ihrem Bestehen zu sein. Gut möglich, dass sie daran zerbricht.

Titelfoto: Daniel Karmann/dpa

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