Gewalt-Eskalation gegen Aktivisten: Zahl der Angriffe auf Letzte Generation ist alarmierend
Berlin - Der Konflikt zwischen Aktivisten der Letzten Generation und genervten Autofahrern und Passanten eskaliert auf deutschen Straßen immer mehr. Das zeigt eine neue Umfrage des "RBB".
Die Haltung des deutschen Durchschnittsbürgers gegenüber den Aktionen der Letzten Generation ließe sich vielleicht am besten so beschreiben: Kampf gegen die Klimakrise, bitte schön, aber zu spät zur Arbeit kommen will deshalb auch niemand.
Von Beginn an schlug den Aktivisten daher Unverständnis entgegen, das sich mit der Zeit zu Wut bis hin zu blankem Hass gewandelt hat. Immer öfter entlädt sich dieser in Angriffen gegen die Blockierer: von vergleichsweise harmlos bis hin zu potenziell lebensbedrohlich.
Eine Umfrage des "RBB" hat dieses Grundgefühl nun erstmals in konkrete Zahlen gefasst. Diese sind alarmierend: Demnach wurden bundesweit bisher 142 Ermittlungsverfahren gegen gewalttätige Autofahrer und Passanten eingeleitet. Die meisten davon wegen Körperverletzung, aber auch Nötigung und Beleidigung zählen zu den Tatvorwürfen.
Die meisten davon - 99 an der Zahl - in Berlin. Was nicht weiter verwundert, gilt die Hauptstadt doch als Protest-Hochburg der Letzten Generation. Hier gab es bislang die meisten Blockade-Aktionen.
Da ein Großteil der Ermittlungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, ist in Zukunft wohl mit weiteren Anklagen zu rechnen. Zudem ist die Dunkelziffer hoch: Die Mitglieder der Letzten Generation zeigen die Angreifer in der Regel nicht selbst an.
Besorgniserregend ist die zunehmende Aggressivität, mit der Bürger auf die Störung ihres Alltags durch Sitzblockaden, Klebe-Aktionen und Protestmärsche der Klima-Aktivisten reagieren.
Stralsund: Lkw-Fahrer fährt aggressiv auf Aktivisten zu
Hamburg: Mitglied der Letzten Generation wird in den Bauch getreten
Bottrop: Frau zieht Demonstrantin an den Haaren von der Straße
Berlin: Kalte Dusche für Teilnehmer der Sitzblockade
Angriffe auf Letzte Generation werden immer brutaler
Neben vergleichsweise harmlosen Attacken - in Berlin verpasste ein Passant den Teilnehmern einer Sitzblockade mit einem Wassereimer eine kalte Dusche - sind in der jüngeren Zeit immer heftigere Angriffe auf die sogenannten Klima-Kleber zu beobachten.
Bei einer Blockade der Hamburger Elbbrücken trat ein Mann einem Aktivisten brutal in den Bauch. In Dresden fuhr ein schwarzer Mercedes mitten in die Demonstranten. Und nach einer Aktion in Bottrop ging ein Video in den sozialen Medien viral, das eine junge Frau zeigt, die eine Blockierern an den Haaren zerrt und als "Blöde F*tze" beschimpft.
Das Schock-Video aus Stralsund, in dem ein Kraftfahrer nicht nur versucht, Aktivisten von der Straße zu zerren, sondern einen von diesen zudem mit seinem Lkw anfährt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Mann war danach seinen Job und seinen Führerschein los.
Die Eskalationsspirale ist bedenklich und es bleibt zu hoffen, dass auch Autofahrer und Passanten es trotz aller Wut künftig schaffen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn ein Stau oder ein verspäteter Arbeitsbeginn sind kein Menschenleben wert.
Titelfoto: Screenshot/Twitter/AufstandLastGen (Bildmontage)