Gerichtspräsident erpresst? Razzia bei Klima-Aktivistin der "Letzten Generation"
Berlin - Die Polizei hat am Mittwochmorgen die Berliner Wohnung einer Klima-Aktivistin "Der Letzten Generation" durchsucht. Die 24-Jährige soll den damaligen Präsidenten des Amtsgerichtes mit einem Schreiben genötigt haben.
Konkret wollte die junge Frau offenbar ein Gerichtsurteil in ihrem Sinne beeinflussen, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft hervorgeht.
Demnach schickte die Aktivistin am 6. August einen Brief an den Präsidenten des Amtsgerichts Tiergarten.
Darin forderte sie, dieser möge dafür sorgen, dass eine am 25. Juli erfolgte Verurteilung rechtskräftig werde - womöglich, weil die Frau einer etwaigen höheren Strafe im Berufungsverfahren entgehen wollte.
Doch die 24-Jährige ergriff noch drastischere Maßnahmen: Gegenüber dem Gerichtspräsidenten log die junge Frau, sie habe im ersten Prozess den Ehemann der Richterin mit 25.000 Euro bestochen, um auf diese Weise den Ausgang des Verfahrens in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Wenn die mit der Richterin gemachte Vereinbarung nun gebrochen werde, würde sie zur Polizei gehen, drohte die Beschuldigte weiter.
Im Prozess ging es um den Klimaprotest an der Weltzeituhr
In dem Verfahren ging es um den Klimaprotest am Berliner Alexanderplatz, bei der mehrere Mitglieder der "Letzte Generation" die Weltzeituhr mit oranger Farbe besprüht hatten.
Das Gericht hatte der 24-Jährigen und ihren Mitstreitern wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung eine Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je 10 Euro aufgebrummt. Die Staatsanwaltschaft - und das dürfte der entscheidende Punkt sein - legte gegen das Urteil Berufung ein.
Möglich, dass die Klimaschützer in einem neuen Verfahren weniger glimpflich davonkommen würden. Wie allerdings der Gerichtspräsident konkret auf den weiteren Verfahrensverlauf hätte Einfluss nehmen können, führte die 24-Jährige in ihrem Schreiben nicht weiter aus.
Laut Polizeiangaben wurde in der Wohnung in Westend ein Handy gefunden und als Beweismittel beschlagnahmt. Das Gerät soll nun ausgewertet werden.
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa, Paul Zinken/dpa (Bildmontage)