Döner-Wahnsinn in Kreuzberg: Wegen dieses Preis-Krachers stehen Berliner Schlange
Berlin - Schnapper-Alarm unter den Gleisen: einen Döner für unschlagbare 3,60 Euro? Und dazu noch einen Ayran obendrauf? Wo gibt es das heute noch? Na, bei den Abis von "36 Döner" in Berlin-Kreuzberg! TAG24 hat sich für Euch beim Eröffnungsangebot in die Warteschlange gestellt.
Es ist Freitagmittag, sonnige 20 Grad zeigt das Thermometer an. Also ideales Wetter, die Schühchen zu schnüren und zum U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof zu marschieren.
Direkt unter den Gleisen befindet sich seit Kurzem ein Dönerladen, der Muzaffer "Muci" Tosun (48) gehört. Der frühere Profiboxer gründete mit seinem Bruder Sinan (1972-2023) einst die Jugendbande 36 Boys.
Kurzer geschichtlicher Ausflug für alle, die auf der Wurstsuppe daher geschwommen sind: Die 36 Boys benannten sich nach ihrem Heimatstadtteil Kreuzberg im alten Postzustellbezirk SO 36, der Inbegriff von Revolte und Widerstand war.
Die Gang mit Migrationsgeschichte sorgte in den 80er bis Mitte der 90er Jahren für Schlagzeilen, als sie sich Revierkämpfe mit West-Berliner Neonazis und Skinheads lieferte. So viel dazu.
Kommen wir wieder zurück zu unserer Essensmission. Schon von weitem wird deutlich: Es bildet sich eine Schlange wie bei Mustafa's Gemüse Kebap am Mehringdamm.
Längere Wartezeiten sind heute auch hier so sicher wie kuriose Fahrgäste in der U8. Vor mir stehen sich bereits gut 40 Jugendliche die Beine in freudiger Erwartung auf einen leckeren Döner in die hungrigen Mägen. Bei dem Preis nimmt das auch nicht Wunder.
Überhaupt: Dahinter steckt Tosuns Konzept. Er will demnach Qualität zum günstigen Preis anbieten, damit auch Schüler mit kleinem Geldbeutel dönieren können.
Warten vor "36 Döner" am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof
Den Kreuzberger Soundtrack liefern ein Hupkonzert und das donnernde Rumpeln der U-Bahn über Wartenden. Da fällt mir "Alle vier Minuten" von Element of Crime ein. In dem Song heißt es: "Und ich sage dir, das ist ungesund, weil es nämlich irreführend und gefährlich ist, wenn etwas U-Bahn heißt, das über uns'ren Köpfen rattert, schließlich steht das 'U' für Untergrund."
Ein Martinshorn, eines von unzählbaren vielen an diesem Tag, eigentlich an jedem Tag in Berlin, reißt mich aus den Gedanken.
Zwischenzeitlich geben drei Jungs vor mir auf. Eine Mutter parkt, wie sie sagt, ihren Sohn hinter mir. "Das dauert mir zu lange. Ich schicke dir dann ein Foto von der Tür, an der du klingeln musst", spricht sie und zieht von dannen. Den gastronomischen Fall für zwei sollte er später erfolgreich in Alufolie abwickeln.
Der Soundtrack bekommt indes zwei Single-Auskopplungen. Erst "I'm So Excited" von den Pointer Sisters, dann dringt "I Will Survive" von Gloria Gaynor aus den Boxen des Imbisses. Zugegeben: Das Mixtape passt zu den Umständen.
Dönerproduzent beliefert auch Lukas Podolskis Mangal-Filiale in Kreuzberg
Nach einer knappen Stunde bin auch ich an der Reihe. Es lacht mich ein prachtvoller Kalbspieß vom Berliner Dönerproduzenten Baha an, der übrigens auch Lukas Podolskis Mangal-Filiale in Kreuzberg beliefert. Ein Schild weist darauf hin: pro Person maximal zwei Döner.
Ich bestelle "alles komplett". Heißt: Rot- und Weißkohl, Zwiebeln, Tomaten, Eisbergsalat. Dazu gesellen sich die drei Saucen Knoblauch, Kräuter und Scharf. Ein klassisches Orientaldreieck mit Sesam findet der Gamechanger-Gourmet hier zum Glück nicht. Alles landet stattdessen im perfekt getoasteten Sandwich, das täglich hausgemacht und zur Mini-Bude geliefert wird. Top!
Danach suche ich mir zur Klappstullenbeschau ein gemütliches Plätzchen fernab des Gewusels. Denn: Sitzmöglichkeiten hat der Laden keine, nur einen schmalen Bestelltresen.
Kurzum: Das Brot ist schon beim Königsbissen außen knusprig, innen fluffig, das Fleisch in der Kebap-Kiste saftig, das Gemüse ist frisch und die Saucen harmonieren. Eine richtig runde Sache, diese ovale Schlemmertasche am Görli.
Nach Ende des Eröffnungsangebots, das es noch gut zwei Wochen gibt, kostet der Döner ohne Käse 5,50 Euro und liegt damit 50 Cent unter den günstigsten Dönern bei den meisten Berliner Konkurrenten.
Titelfoto: TAG24/Denis Zielke